Prof. Dr. Dr. h.c. Reinhold Lang | Chefarzt
Haben Sie schon einmal von COPD (Chronic Obstructive Pulmonary Disease) gehört? Die chronische Krankheit gehört zwar zu den weltweit häufigsten Beschwerdebildern, doch nur wenige Menschen wissen, was genau dahinter steckt. Das mittlerweile als Volkskrankheit eingeordnete Leiden beruht meist auf dem erhöhten Nikotinkonsum oder dem Einfluss durch andere schädliche Umweltsubstanzen.
Hier lesen Sie mehr über typische COPD-Symptome, den Verlauf und die Stadien sowie die mögliche Behandlung der Lungenerkrankung, die auf medikamentösen und nicht-medikamentösen Konzepten fußt. Zudem erfahren Sie, wie Sie neben dem Nikotinverzicht noch vorbeugen und Ihr persönliches Risiko für COPD senken können!
INHALTSVERZEICHNIS
Die Abkürzung COPD steht für den englischen Begriff Chronic Obstructive Pulmonary Disease. Auf Deutsch heißt das chronische obstruktive Lungenerkrankung. Alternativ wird in der Fachsprache von einer chronischen obstruktiven Bronchitis gesprochen.
Es handelt sich um eine Lungenkrankheit, die langsam fortschreitet und von Betroffenen oft lange unbemerkt bleibt. Die Lungenfunktion verschlechtert sich zunehmend und sorgt für COPD-Symptome wie den charakteristischen Raucherhusten. Auch die COPD-Ursachen lassen sich häufig auf erhöhten Nikotinkonsum zurückführen.
Durch die Erkrankung entsteht übermäßiger Schleim, der einen Teil der Atemwege blockiert und das freie Atmen behindert. In der Folge des erschwerten Atemvorgangs steigt der Druck in der Lunge, es bilden sich Blasen (so genannte „Emphyseme“) und die Lungenfunktion wird eingeschränkt.
Auch das Lungengewebe kann bei einer COPD geschädigt werden. Die Schädigung beruht einerseits auf eingeatmeten Schadstoffen wie Nikotin und andererseits auf den vermehrten Lungeninfektionen, die durch eine COPD begünstigt werden.
Da manche COPD-Symptome lange unerkannt bleiben oder nicht ernst eingeschätzt werden, ist die genaue Anzahl der Erkrankungen unbekannt. Wahrscheinlich sind aber mehr als zehn Prozent aller Personen über 40 Jahren deutschlandweit betroffen. Männer erkranken statistisch gesehen etwas häufiger als Frauen.
Je nachdem, wie früh die COPD-Symptome erkannt werden und zu einer verlässlichen Diagnose führen und wie die anschließende COPD-Behandlung erfolgt, fallen die Chancen auf Verbesserung der körperlichen Beschwerden aus.
Heilbar ist COPD nicht. Die Lungenerkrankung gehört sogar weltweit zu den häufigsten Todesursachen. Durch die dauerhafte Verengung der Bronchien sowie die chronische Entzündung und die krankhafte Bläschenbildung durch Atemnot in der Lunge ergeben sich mitunter schwerwiegende Folgen für den Körper. Insbesondere nicht diagnostizierte COPD-Erkrankungen können die Lebenserwartung des Patienten stark verkürzen.
Verschiedene COPD-Ursachen sind bekannt, die sich jedoch in ihrer Häufigkeit stark unterscheiden. So ist der Nikotinkonsum der mit Abstand häufigste Grund für die chronische obstruktive Lungenerkrankung. Deutlich seltener zeigt sich etwa ein genetisch bedingter Proteinmangel für die COPD verantwortlich.
Die Risikofaktoren und COPD-Faktoren lassen sich in vermeidbare, unvermeidbare und teilweise vermeidbare COPD-Ursachen einteilen:
Das größte Risiko stellt regelmäßiges Rauchen oder auch Passivrauchen dar – etwa 90 Prozent der an COPD erkrankten Personen sind Raucher. Umgekehrt sind rund 20 Prozent aller Raucher im Lauf ihres Lebens von der Krankheit betroffen. Durch den Verzicht auf Nikotin lässt sich das persönliche Risiko einer COPD somit drastisch senken.
Sehr selten spielen asthmatische Erkrankungen im Kindesalter oder auch schon länger bestehendes Asthma eine Rolle bei der Entstehung einer COPD. Auch ein auf den Genen beruhender Proteinmangel kann dazu beitragen, dass sich eine COPD entwickelt. Der Proteinmangel sorgt beispielsweise für eine chronische Bronchialentzündung, die mit einer Verengung einhergehen kann.
Wer beruflich viel mit schädlichen Gasen und ähnlichen Giftstoffen zu tun hat, läuft ebenfalls Gefahr, eine COPD zu bekommen. Selbst Nichtraucher in bestimmten Berufszweigen haben daher mitunter ein höheres Erkrankungsrisiko. Dieser Umstand ist natürlich nur bedingt vermeidbar, zum Beispiel durch einen Jobwechsel oder eine Optimierung der Arbeitsbedingungen.
Auch, wer an einer stark befahrenen Straße wohnt und häufig dem entstehenden Feinstaub ausgesetzt ist, kann mit größerer Wahrscheinlichkeit an einer COPD erkranken als Personen ohne dieses Umfeld.
Die chronische obstruktive Lungenerkrankung weist klassischerweise drei Symptome auf (dabei müssen nicht alle COPD-Symptome gleichzeitig in Erscheinung treten):
Da starker Husten zu den ersten Beschwerden gehört, wird dies von Betroffenen oft heruntergespielt. Sie halten die COPD-Symptome für den typischen Raucherhusten, mit dem sie eben durch ihren Nikotinkonsum leben müssen.
Ein mögliches Warnsignal für die chronische obstruktive Lungenerkrankung ist der in den frühen Morgenstunden auftretende Husten. Auch kann er mit der Zeit zunehmen und/oder es kommt zu Auswurf. Dieser wiederum ist immer schwerer abzuhusten, da er im Verlauf der Erkrankung zäher wird.
Atemnot tritt in einem frühen COPD-Stadium meist nur bei Belastung auf – zum Beispiel bei Sport oder auch bei alltäglichen Bewegungen wie dem Treppensteigen. Später kann die Atemnot auch ohne körperliche Tätigkeiten bestehen. Zudem sind Atemgeräusche wie Pfeifen oder Rasseln möglich.
Im Laufe der Erkrankung können sich die zunächst die Atemwege betreffenden COPD-Symptome ausweiten und auch andere Organe in Mitleidenschaft ziehen. So sind körperliche Folgen wie ein zunehmender Muskelabbau oder Herzprobleme denkbar. Eine schlechte Sauerstoffversorgung ist ebenfalls häufig ein Problem. Diese lässt sich beispielsweise an Symptomen wie blauen Fingern oder bläulichen Lippen erkennen.
Allgemein wird zwischen zwei Typen von COPD unterschieden, wobei häufig auch Mischformen beider Klassifizierungen auftreten. Die Bezeichnungen lauten Blue Bloater und Pink Puffer.
Der Blue Bloater hat als Leitsymptom meist Husten mit Auswurf, der häufig zu einer Herzschwäche führen kann. Sein Name beruht auf der manchmal auftreten bläulichen (blue) Verfärbung bestimmter Körperteile sowie dem Übergewicht, von dem er oft betroffen ist (bloat = aufschwemmen).
Der Pink Puffer leidet hingegen vorwiegend an wiederkehrender Luftnot und Reizhusten. Bei dieser Krankheitsform kann die zunehmend erschwerte Atmung lebensbedrohlich sein. "Pink Puffer" tragen ihren Namen aufgrund der nicht veränderten Hautfarbe (pink steht für rosa) und der flachen und beschleunigten Atmung (puff = keuchen).
Bei typischen COPD-Symptomen und Risikofaktoren wie einer Vorgeschichte als Raucher sollten Sie frühzeitig den Allgemeinmediziner Ihres Vertrauens aufsuchen. Der Fortschritt der chronischen obstruktiven Lungenerkrankung kann mit einer entsprechenden COPD-Behandlung aufgehalten werden; je früher desto besser. Der Arzt wird bei vorliegenden Beschwerden Ihre Krankengeschichte erfragen, die Lunge abhören und Sie gegebenenfalls an einen Lungenfacharzt überweisen.
Das erfolgt zum Beispiel dann, wenn beim Abhören der Lunge ungewöhnliche Atemgeräusche festgestellt werden. Der Facharzt kann weitere Untersuchungen wie Lungenfunktionstests vornehmen. Wichtig ist vor allem die Unterscheidung von Asthma und COPD, damit die richtige Behandlung eingeleitet werden kann.
Im Lungenzentrum sind alle Kompetenzen auf dem Gebiet der Pneumologie (Lungenheilkunde) gebündelt.
Neben Fachärzten für Pneumologie und Intensivmedizin besteht das interdisziplinär aufgestellte Team aus Chirurgen, einer speziell ausgebildeten Atmungstherapeutin, sowie Physiotherapeuten. Ein modern ausgestattetes Lungenfunktionslabor steht uns ebenso zur Verfügung wie endoskopische, sonographische und radiologische Untersuchungsgeräte der neuesten Generation, sodass wir eine umfassende Versorgung gemäß leitlinienbasierter Qualitätsstandards garantieren.
Die chronische obstruktive Lungenerkrankung wird in verschiedene Stadien aufgeteilt. Um zu ermitteln, in welchem Stadium sich Betroffene befinden, gibt es einen speziellen Fragebogen – den COPD-Assessment-Test. Acht Fragen geben Aufschluss über die Einordnung. Dabei kommt ein Punktesystem zum Einsatz, mit dem Sie beispielsweise die Ausprägung Ihrer COPD-Symptome bewerten. Einzelne Beschwerden wie Husten und Atemnot werden hinsichtlich ihrer Einschränkung abgefragt.
Die grobe Einteilung der COPD-Stufen sieht vier Stadien vor:
Die milde Form von COPD geht meist mit Husten und einer zunehmenden Produktion von Schleim einher, Atemnot tritt hingegen in der Regel noch nicht auf. Dieses COPD-Stadium hat die größte Chance auf Behandlungserfolge, wird jedoch selten rechtzeitig bemerkt.
Bei dieser COPD-Stufe leiden Betroffene an Atemnot bei Anstrengung. Wer wenig oder gar keinen Sport treibt, bemerkt dieses Stadium oft ebenfalls noch nicht.
Die schwere Phase von COPD beginnt spätestens bei der dritten Stufe. Es gibt sowohl Patienten, die dies anhand von starkem Husten, Atemnot und vermehrtem Auswurf bemerken, als auch Betroffene, bei denen die charakteristischen COPD-Symptome fehlen. Trotzdem ist in dieser COPD-Stufe die Funktion der Lunge oft bereits eingeschränkt.
In der schwersten Stufe sind Atemnot-Beschwerden auch in Ruheposition zu verzeichnen. Herzschädigungen können ebenso auftreten wie ein starker Sauerstoffmangel im Blut.
Durch essentielle Bausteine der COPD-Behandlung – etwa wie dem Verzicht auf Nikotin – können körperliche COPD-Symptome gemildert werden. Je nachdem, wie weit COPD bereits fortgeschritten ist, kann sich die Lunge sogar noch regenerieren (meist ist das aber nur im frühen Stadium möglich). Wurde bereits Lungengewebe zerstört, ist eine Behebung dieses Schadens jedoch nur noch durch eine Lungentransplantation denkbar. Wenn diese nicht in Frage kommt, erfolgt lediglich die Linderung der COPD-Symptome durch die COPD-Behandlung.
Dabei handelt es sich immer um eine auf die COPD-Stufe angepasste Langzeittherapie. Die Ziele der Maßnahmen sind die Symptombekämpfung sowie die Eindämmung des Krankheitsfortschritts. Weiterhin wird die Verbesserung der körperlichen Belastbarkeit des Patienten angestrebt. Insgesamt soll die Lebensqualität der Betroffenen optimiert werden; auch dann, wenn keine vollständige Heilung der COPD möglich ist.
Der Nikotinverzicht ist der wichtigste Bestandteil in der COPD-Behandlung. Starke Raucher sollten - je nach Ausprägung ihrer Nikotinsucht unter professioneller Begleitung - die täglichen Zigaretten reduzieren oder bestenfalls vollständig vermeiden.
Dazu kommt eine Mischung aus Physiotherapie und körperlichem Training. Während die Physiotherapie das Erlernen von speziellen Atemtechniken anstrebt, kann gezieltes Training die Belastbarkeit des Körpers erhöhen. Der angenehme Nebeneffekt: Durch regelmäßigen Sport wird Übergewicht vermieden, das den Körper zusätzlich fordern und die Atemnot begünstigen könnte. Mit einer gesunden und ausgewogenen Ernährung wird ebenfalls Übergewicht reduziert oder von vorneherein verhindert. Weiterhin kann eine vitaminreiche Nahrung das Immunsystem stärken und die Gefahr von Infektionen senken.
So umfangreich die nicht-medikamentöse COPD-Behandlung auch ausfallen mag: Medikamente sind immer ein wichtiger Bestandteil für die Linderung der COPD-Symptome. In erster Linie werden die Atembeschwerden durch sogenannte „Bronchodilatatoren“ behandelt. Das sind Arzneien, welche die Muskulatur der Bronchien entspannen und auf diese Weise weiten. Die Atmung wird trotz COPD erleichtert.
In schweren Fällen oder bei einer nicht erfolgreichen Therapie mit Bronchodilatatoren kommt auch vorübergehend Kortison zum Einsatz. Dieses kann chronische Bronchialentzündungen abschwächen.
Weitere mögliche Medikamente für COPD-Patienten sind:
Sprechen Sie in jedem Fall mit Ihrem Arzt über die richtige Medikation. Auch in speziellen COPD-Schulungen werden Sie darüber informiert, was Sie tun können, wenn Sie das Gefühl haben, dass die Arzneien nicht ausreichend wirken.
Die chronische obstruktive Lungenerkrankung betrifft vorwiegend Raucher, weshalb der Nikotinverzicht die beste Art der Vorbeugung darstellt. Zusätzlich schaffen Sie durch regelmäßige Bewegung und eine gesunde Ernährung eine gute Basis, einer eventuellen Erkrankung die Stirn zu bieten. Diese Maßnahmen kommen schließlich auch in der COPD-Behandlung zum Einsatz.
Sie sollten sich grundsätzlich möglichst keinen Schadstoffen aussetzen; weder beruflich noch privat. In Gegenden mit einer hohen Feinstaubbelastung durch Verkehr sollten Sie Ihr Haus oder Ihre Wohnung abseits der üblichen Stoßzeiten lüften und Kleidung, die Sie in der Stadt getragen haben, außerhalb Ihrer vier Wände sorgfältig abbürsten. So schützen Sie sich zumindest in Innenräumen vor einer erhöhten Feinstaubkonzentration.