Prof. Dr. Dr. h.c. Reinhold Lang | Chefarzt
Die Divertikulitis beruht auf entzündeten Ausstülpungen des Darms, die als „Divertikel“ bezeichnet werden. In vielen Fällen machen diese Wölbungen keine Probleme oder die Divertikulitis heilt von selbst aus. Es gibt jedoch auch Patienten, die an starken Beschwerden wie Bauchschmerzen oder Verdauungsproblemen leiden. In diesem Fall ist die Divertikulitis dringend zu behandeln.
Es wird zwischen der akuten und chronischen Form unterschieden, die jeweils unterschiedliche Arten der Divertikulitis-Behandlung erfordern. Zwar ist es nicht möglich, grundsätzlich einer Divertikulitis vorzubeugen - allerdings kann sich ein bestimmter Speiseplan ebenso positiv auswirken wie genügend Bewegung. Wir verraten Ihnen in diesem Ratgeber alles Wissenswerte zur Divertikulitis!
INHALTSVERZEICHNIS
Divertikulitis Austülpung im
Dünn- oder Dickdarm
Der Begriff der Divertikulitis geht auf die Bezeichnung Divertikel zurück. Dabei handelt es sich um Ausstülpungen im Dünn- oder Dickdarm, die beispielsweise an Gefäßlücken innerhalb der Darmwand auftreten. Die Ursache kann ein erhöhter Druck auf den Darm sein, der zum Beispiel auf einer chronischen Verstopfung beruht.
An sich sind diese Ausstülpungen meistens harmlos und verursachen in rund 80 Prozent der Fälle keine Probleme. Schwierig wird es, wenn sich die Divertikel entzünden und somit das Krankheitsbild der Divertikulitis entsteht. Dieses betrifft am häufigsten die Ausstülpungen im Dickdarm, die dort auftreten, wo der Darmverlauf eine Kurve nimmt. Das liegt daran, dass durch die Schlinge ein hohes Druckgeschehen bestehen kann.
Kommt es zu einer Entzündung der Divertikel, so treten bei einigen Patienten Divertikulitis-Symptome wie starke Bauchschmerzen, Blähungen oder Fieber auf. Diese Form der Krankheit ist behandlungsbedürftig. In der Regel breitet sich die Entzündung lediglich in der näheren Umgebung der betroffenen Ausstülpungen aus. Es gibt aber auch Fälle, die einen Großteil des Darms betreffen.
Die Divertikulitis ist vom Begriff der Divertikulose abzugrenzen. Entstehen innerhalb eines menschlichen Darms mehrere Divertikel, spricht der Mediziner von einer Divertikulose. Trotz dieser auffälligen Veränderung im Darm muss der Patient jedoch keine Divertikulitis – also keine Entzündung – entwickeln.
Darmwand-Schwäche und Druck
Eindeutige Divertikulitis-Ursachen sind bislang noch nicht geklärt. Allerdings wird ein ungünstiger Zusammenhang zwischen einer geschwächten Darmwand und einem erhöhten Druck auf den Darm vermutet. Erstere kann zum Beispiel aufgrund des erhöhten Lebensalters eines Patienten entstehen. Zudem kann eine allgemeine Bindegewebsschwäche dazu beitragen, dass die Stabilität der Darmwand nachlässt – sie wird somit anfälliger für die Bildung von Divertikeln.
Die Druckproblematik des Darms beruht häufig auf Verstopfungen, die wiederum ihre Ursache in einer bestimmten Art der Ernährung haben können. Diese kann die Stuhlqualität und Konsistenz beeinflussen. So ist bei einer Divertikulitis die Ernährung mitunter entscheidend.
Die Darmwand eines Menschen ist häufig im hohen Lebensalter geschwächt, daher sind ältere Menschen eine typische Risikogruppe der Divertikulitis. Ursachen wie die falsche Ernährung spielen ebenfalls mit ein – hier können Betroffene das Risiko für Verstopfungen senken, indem sie beispielsweise auf Ballaststoffe im Speiseplan setzen. Diese befinden sich vorwiegend in Gemüse und Obst, aber auch in Produkten mit Vollkorn. Weißmehl und industriell gefertigte Produkte können sich hingegen ungünstig auf den Stuhlgang auswirken. Er wird hart, fest und sorgt für einen höheren Druck im Darm. Das ist auch einer der Gründe, warum die Divertikulitis fast nur in Industriestaaten der westlichen Länder auftritt.
Weitere Faktoren, die eine Divertikulitis beeinflussen können, sind:
Die Anzahl der Divertikel spielt hingegen keine Rolle für die Entwicklung einer Divertikulitis. So kann auch ein Patient, der Divertikel in großer Häufung oder von besonderer Ausprägung aufweist, beschwerdefrei bleiben und benötigt Zeit seines Lebens keine Divertikulitis-Behandlung.
Der überwiegende Teil der Menschen, die Divertikel im Darm haben, bleibt beschwerdefrei. Liegen keine Symptome vor, muss in der Regel auch keine Divertikulitis-Behandlung erfolgen.
Allerdings sorgt ein entzündlicher Vorgang, also eine Divertikulitis, für Symptome wie:
Die Bauchschmerzen treten abhängig von der Lokalisation der entzündeten Divertikel im linken Unterbauch, im rechten Unterbauch oder auch im mittleren Unterbauch auf. Sie können durch Druck meist ausgelöst werden.
Leidet ein Patient an typischen Divertikulitis-Symptomen, muss er dringend einen Arzt aufsuchen, um Komplikationen der Erkrankung zu vermeiden. In der Regel beginnt die Untersuchung mit einem ausführlichen Gespräch. In diesem klärt der Arzt, ob es schon einmal Divertikel oder sogar eine Divertikulitis gab und ob Risikofaktoren für die Entwicklung von Ausstülpungen im Darm vorliegen. So wird er auch die übliche Ernährungsweise des Patienten abfragen.
Anschließend kann er die Darmgeräusche abhören und den Bauch abtasten. Ist diese Untersuchung für den Patienten schmerzhaft, kann das schon für eine Divertikulitis sprechen. Ein weiteres Indiz ist das Ertasten einer harten Stelle, die sich als Divertikel entpuppen kann.
Eine Blutuntersuchung gibt Aufschluss über erhöhte Entzündungswerte, die für den entzündlichen Vorgang im Darm sprechen. Weiterhin kommen teilweise bildgebende Verfahren wie die Computertomographie oder die Magnetresonanztomographie zum Einsatz. Auch eine Ultraschall-Untersuchung oder ein Röntgenbild können sinnvoll sein, um das Stadium der Divertikulitis zu erkennen. Die Röntgen-Untersuchung informiert beispielsweise darüber, ob bereits ein gefährlicher Darmdurchbruch besteht.
Ausgeschlossen für die Diagnose der Divertikulitis ist hingegen die Darmspiegelung. Das liegt daran, dass die Darmwand vermehrt zu Verletzungen während der Untersuchungen neigt, wenn sie ohnehin durch eine Entzündung strapaziert wurde. Um weitere Schäden zu vermeiden, bleibt die Darmspiegelung während der Akutbehandlung einer Divertikulitis außen vor – sie wird allerdings später noch einmal wichtig.
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Grundsätzlich ist die Prognose bei Divertikulitis sehr gut. Das gilt insbesondere, wenn die Divertikulitis-Symptome früh erkannt werden und eine Behandlung somit zeitnah erfolgen kann. Viele Patienten mit einer leichten, akuten Divertikulitis können schon durch eine angepasste, gesündere Lebensweise und/oder die Einnahme von Antibiotika künftig beschwerdefrei sein. Auch bleiben nach der Divertikulitis-Behandlung meist keine Folgeschäden zurück.
Anders sieht es aus, wenn Komplikationen während der Entzündungsprozesse auftreten. Dazu zählen zum Beispiel der lebensgefährliche Darmdurchbruch, bei dem die Bakterien der Divertikel in die Bauchhöhle gelangen, aber auch die Bildung eines Abszesses. Weiterhin leiden rund ein Prozent der aufgrund einer Divertikulitis operierten Patienten an Komplikationen durch die Operation. Diese umfassen beispielsweise Wundheilungsstörungen und einen Narbenbruch.
Abhängig von Stadium und Beschwerden
Die genaue Divertikulitis-Behandlung hängt vom Stadium der Erkrankung und den auftretenden Divertikulitis-Symptomen ab. In leichten Fällen kann genügend Flüssigkeitsaufnahme und der Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel ausreichen, dass die Entzündung abklingt. Dennoch sollten betroffene Patienten ärztlich beobachtet werden und regelmäßig Folgetermine wahrnehmen.
Manchmal ist diese Divertikulitis-Behandlung jedoch nicht genug. Dann wird die Einnahme von Antibiotika erforderlich oder sogar eine Operation. Grundsätzlich wird in der Therapie zwischen akuten, unkomplizierten Formen und akuten, komplizierten Formen sowie chronischen Formen der Divertikulitis unterschieden.
Rund drei Viertel aller Betroffenen einer Divertikulitis entwickeln eine akute Form, die ohne Komplikationen auftritt. Die Divertikulitis-Symptome sind zwar da, aber gut zu behandeln. In der Regel sind diese Patienten nach zwei bis drei Tagen wieder beschwerdefrei. Das gelingt durch die Vergabe von Antibiotika, Schmerzmitteln und einer angepassten Divertikulitis-Ernährung. Langfristig sollten Betroffene ihre Ernährung auf ballaststoffreiche Lebensmittel umstellen. Auch die körperliche Bewegung ist wichtig, um eine günstige Prognose zu erzielen.
Die komplizierte, akute Divertikulitis erfordert ein anderes und umfangreicheres Vorgehen. Hier sind nicht nur einzelne Divertikel entzündet, sondern es gibt eine Komplikation wie zum Beispiel ein Loch in der Darmwand oder einen Abszess. Damit keine lebensbedrohlichen Folgen wie etwa ein Darmdurchbruch auftreten, ist in vielen Fällen eine Operation erforderlich. In dieser kann der betroffene Darmabschnitt mit den entzündeten Divertikeln entfernt werden. Die Darmenden werden anschließend an der Operationsstelle wieder miteinander vernäht.
Wie dringend eine Operation ist, entscheidet die jeweilige Situation. Dabei gilt jedoch: Bei einer Notoperation durch eine Divertikulitis steigt das Risiko für Komplikationen. Deshalb wird oftmals zunächst versucht, mit Antibiotika entsprechende Therapie-Erfolge zu erzielen. Die Operation zur Entfernung des betroffenen Darmabschnitts wird dann einige Wochen nach der Heilung der akuten Divertikulitis angesetzt.
Eine akute Divertikulitis kann in der Folge erneut zu einer Entzündung führen. Tritt diese immer wieder bei einem Patienten auf, spricht man von einer chronischen Divertikulitis. Dadurch, dass die Entzündung stets wiederkehrt, leidet die Darmwand und kann dauerhafte Schäden aufweisen. Diese gehen mit Divertikulitis-Symptomen wie starken Bauchschmerzen im Unterbauch und Verdauungsbeschwerden einher.
Auch bei einer chronischen Divertikulitis kann eine Operation angeraten sein. Der Teil des Darms, der stets zu entzündeten Divertikeln neigt, wird dabei entfernt. Natürlich ist auch bei einer chronischen Divertikulitis die Ernährung sowie der Lebensstil entscheidend, um den wiederkehrenden Beschwerden vorzubeugen.
Je nachdem, wie stark die Divertikulitis-Symptome ausfallen und wie hoch das Risiko für Komplikationen ist, muss der Patient eine Zeit lang stationär im Krankenhaus verbleiben. Er wird dabei permanent überwacht, um lebensgefährliche Komplikationen auszuschließen. Ebenfalls abhängig von der Ausprägung der Erkrankung ist die Vergabe von Antibiotika und der Einsatz von Infusionen statt fester Nahrung. Erst nach und nach wird bei den betroffenen Patienten wieder auf normale Lebensmittel umgestellt.
Patienten, die eine Divertikulitis-Operation überstanden haben, sollten mehrere Wochen lang keine allzu schweren Lasten heben. So wird vermieden, dass Komplikationen wie ein Narbenbruch auftreten. Für alle gilt: Eine Darmspiegelung sollte nach etwa vier Wochen erfolgen, um schwerwiegende Divertikulitis-Ursachen wie einen Tumor auszuschließen.
Rund ein Drittel der Patienten mit akuter Divertikulitis werden statistisch gesehen erneut eine solche Entzündung bekommen. Um das Risiko dafür zu senken, sollte Darmträgheit vermieden werden. Deshalb ist Bewegung das A und O nach einer erfolgreich überstandenen Divertikulitis.
Es ist nicht möglich, konkret einer Divertikulitis vorzubeugen. Allerdings können verschiedene Faktoren dazu beitragen, dass keine Ausstülpungen im Darm entstehen. Wenn diese gar nicht erst auftreten, entzünden sie sich logischerweise auch nicht. Zu den Faktoren, die Darmdivertikel vermeiden können, gehören:
Divertikulitis soll bei Personen mit ballaststoffreichen Speiseplänen seltener auftreten. Darunter fallen Obst und Gemüse sowie Vollkornprodukte, die gegenüber Weißmehlprodukten zu bevorzugen sind. Auch Fertigprodukte sind in der Regel keine gute Wahl für einen Speiseplan, der eine Divertikulitis verhindern soll.
Neben der angepassten Divertikulitis-Ernährung vermeidet auch ausreichend Flüssigkeit Verstopfungen, die zu den Darmentzündungen beitragen können. Am besten geeignet ist Wasser. Alternativ können auch ungesüßte Tees getrunken werden. Softdrinks sind aufgrund ihres hohen Zuckeranteils ungeeignet.
Mindestens dreimal wöchentlich sollten Patienten mit Divertikulitis-Risiko leichten Sport treiben. Geeignet sind Ausdauersportarten wie Nordic Walking oder Joggen. Die Bewegung regt nicht nur die Darmtätigkeit an, sondern beugt auch Übergewicht vor, das seinerseits diverse Krankheiten begünstigen kann. Daher empfiehlt sich ein bewegter Lebensstil unabhängig von der Vorbeugung einer Divertikulitis für alle!