Prof. Dr. Dr. h.c. Reinhold Lang | Chefarzt
Bei Durchblutungsstörungen denken viele Menschen zunächst an taube Finger oder Hände. Doch steckt oft weit mehr hinter dem Symptom. Je nachdem, welche Extremitäten oder Organe betroffen sind, besteht ein hohes Risiko für Erkrankungen wie die koronare Herzerkrankung oder einen Schlaganfall. Die Durchblutungsstörungen beruhen in der Regel entweder auf einer Arterienverkalkung oder einem Gefäßverschluss, der überwiegend durch ein Blutgerinnsel ausgelöst wird. Seltener zeigt sich eine Gefäßentzündung dafür verantwortlich.
Lesen Sie hier, wie Sie Durchblutungsstörungen erkennen und was Sie auch vorbeugend dagegen tun können, um von Anfang an jegliche Gefahren der Minderdurchblutung für den Körper zu vermeiden!
INHALTSVERZEICHNIS
Die Definition von Durchblutungsstörungen besagt, dass Organe und das Körpergewebe nicht ausreichend mit Blut versorgt werden können. Dieses kann nicht mehr ungehindert durch die Arterien und Venen fließen. Dadurch gelangen weniger Nährstoffe und Sauerstoff in die jeweiligen Körperstellen, beziehungsweise schädliche Produkte aus dem Stoffwechsel werden aus den Zellen nicht mehr abgetragen. Die Extremitäten oder Organe sind unterversorgt, was zu diversen Problemen führen kann.
Am häufigsten steckt die Arterienverkalkung oder auch Arteriosklerose hinter den Durchblutungsstörungen. Der Begriff bezeichnet Ablagerungen (meist sind es Blutplättchen oder Fettstoffe) an der Gefäßwand, die sich über einen langen Zeitraum ansammeln und erst in einem späten Stadium Symptome verursachen. Sie verengen die Arterie und behindern so den wichtigen Blutfluss im Körper.
Risikofaktoren für eine Arteriosklerose sind wiederum das höhere Lebensalter und eine genetische Veranlagung, zudem kann Bewegungsmangel die Arterienverkalkung fördern. Auch ein hoher Blutdruck und schlecht eingestellte Blutzuckerwerte bei Diabetes mellitus sind negative Einflüsse. Jahrelanges Rauchen kann die Wahrscheinlichkeit einer Arteriosklerose ebenfalls erhöhen.
Andere Durchblutungsstörungen-Ursachen sind Gefäßverschlüsse. Diese beruhen meist auf einem Blutgerinnsel, eventuell auch auf einer Luftblase oder einem Fetttropfen. In der Fachsprache heißt das Phänomen Embolie. Der Durchfluss des Blutgefäßes wird durch die Embolie gestoppt.
Begünstigt wird das Phänomen durch Bewegungsmangel, der den Blutfluss verlangsamt, oder durch Gefäßverletzungen, welche die Innenwände von Blutgefäßen ungünstig verändern. Auch eine Tendenz zur erhöhten Blutgerinnung, die etwa durch die Einnahme der Antibabypille auftreten kann, fördert im schlechtesten Fall eine Embolie. Das höhere Lebensalter und starkes Übergewicht sowie hormonelle Veränderungen (beispielsweise in der Schwangerschaft) sind typische Risikofaktoren.
ACHTUNG: Ein akuter Gefäßverschluss ist ein Fall für den Notarzt, da lebensbedrohliche Folgen möglich sind!
Vergleichsweise selten sind die Gefäße im Körper entzündet und begünstigen so Durchblutungsstörungen in Beinen, Armen oder Organen. Die Entzündung kann durch eine fälschliche Immunreaktion des Körpers entstehen oder infolge einer anderen Infektionskrankheit auftreten. Sie ist bei Personen mit Autoimmunerkrankungen ein wahrscheinlicherer Grund für Durchblutungsstörungen.
Die jeweiligen Ursachen von Durchblutungsstörungen werden von verschiedenen Einflüssen begünstigt, die Sie bereits in den zugehörigen Abschnitten gelesen haben. Nicht alle lassen sich beeinflussen – lediglich gegen Bewegungsmangel, zu viel Nikotin sowie eine fettreiche und einseitige Ernährung können Sie etwas tun. Die genetischen Aspekte unterliegen nicht Ihrem Einflussbereich. Hormonelle Veränderungen sind auch nur bedingt anpassbar. Grundsätzlich steigt mit dem zunehmenden Lebensalter die Gefahr von Durchblutungsstörungen.
Mediziner unterscheiden bei Durchblutungsstörungen zwischen Mikroangiopathien, welche die kleineren Gefäße betreffen, und Makroangiopathien, welche in größeren Arterien in Erscheinung treten. Durchblutungsstörungen können dabei grundsätzlich im gesamten Körper auftreten.
Besonders häufig sind aber
betroffen. Je nach genauer Lokalisation variieren die Beschwerden und Symptome von Durchblutungsstörungen.
Anhand früher Symptome können Sie Durchblutungsstörungen erkennen. Erste Warnsignale von Durchblutungsstörungen sind meist Missempfindungen oder Schmerzen in den einzelnen Körperbereichen. Doch da sich die Probleme auch sehr schleichend entwickeln können, sind nicht immer gleich die typischen Symptome da. Das macht es schwer, Durchblutungsstörungen zu erkennen. Auch hängt ihr Krankheitsbild stark von der Lokalisation (also dem schlecht oder gar nicht mehr durchbluteten Körperteil) ab.
Durchblutungsstörungen in den Beinen sind die häufigsten ihrer Art. Sie gehen mit Symptomen wie
einher. Meist entwickeln sich die Symptome von Durchblutungsstörungen in diesem Fall schleichend.
Ein akuter Gefäßverschluss tritt plötzlich auf und bringt verschiedene Beschwerden mit sich. Dazu zählen Schmerzen und Taubheitsgefühle. Besonders die Schmerzen, die auf den betroffenen Arm oder das betroffene Bein begrenzt sind, können sehr heftig sein. Auch die Körpertemperatur kann an der jeweiligen Körperstelle stark absinken. Es fehlt der Puls am Arm oder Bein und die Haut wird blass. So erkennen Sie Durchblutungsstörungen, die für den Patienten lebensbedrohlich sein können. Rufen Sie unverzüglich einen Krankenwagen!
Werden Organe langfristig schlecht bis gar nicht durchblutet, kommt es zu verschiedenen Beschwerdebildern. Mögliche Symptome von Durchblutungsstörungen im Gehirn sind unter anderem:
Sollten Sie derartige Anzeichen bemerken und Durchblutungsstörungen erkennen, ist ein Notarzt zu rufen.
Ist das Herz betroffen, zeigen sich Durchblutungsstörungen in Form der koronaren Herzerkrankung mit Symptomen wie
und ausstrahlenden Schmerzen in die Arme oder Schultern. Auch hier handelt es sich um einen medizinischen Notfall.
Durchblutungsstörungen können in der Regel durch den Hausarzt diagnostiziert werden. Meist gibt bereits die Beschreibung der Beschwerden darüber Aufschluss. Weiterhin kann der Hausarzt die Pulse an den Beinen und Armen überprüfen und den Blutdruck an den Armen aber auch an den Beinen messen. Unterschiede in den Blutdruckwerten können auf eine Durchblutungsstörung hinweisen.
Weiterführende Untersuchungen sind die Dopplersonographie oder die Angiographie. Die Dopplersonographie ist eine spezielle Untersuchung mittels Ultraschall. Sie zeigt, wie schnell und in welche Richtung das Blut eines Menschen fließt und lässt den Arzt die Folgen von Durchblutungsstörungen erkennen. Die Angiographie beleuchtet im wahrsten Sinne des Wortes die schlecht durchbluteten Arterien mithilfe eines Kontrastmittels, das dem Patienten gespritzt wird.
Bei Symptomen von Durchblutungsstörungen sollten Sie diese grundsätzlich ärztlich abklären lassen. Normalerweise reicht zunächst ein Besuch beim Hausarzt, der gegebenenfalls weitere Spezialisten hinzuzieht. Die Ausnahme bildet der akute Gefäßverschluss, der Risiken wie einen Schlaganfall mit sich bringt. Hier muss unverzüglich der Notdienst alarmiert werden!
Die Prognose von Durchblutungsstörungen ist unterschiedlich und hängt davon ab, welcher Körperteil betroffen ist und worin die Ursache liegt. Auch, ob es sich um akute (also neu aufgetretene) oder chronische Probleme handelt, ist für den Verlauf entscheidend.
Besonders schwerwiegend können die Folgen sein, wenn die Durchblutungsstörungen nicht nur die Beine, sondern bestimmte Organe betreffen. Die Mangeldurchblutung des Gehirns begünstigt zum Beispiel einen Schlaganfall oder eine vaskuläre Demenzerkrankung, jene des Herzens die koronare Herzerkrankung oder einen Herzinfarkt. Im Darm ist ein Darminfarkt oder eine Darmlähmung möglich. Gliedmaße können so stark unterversorgt sein, dass sie unbeweglicher werden oder sogar absterben.
Eine frühzeitige Erkennung von Durchblutungsstörungen steigert auch ihren Behandlungserfolg! Zögern Sie daher nicht, bei Symptomen von Durchblutungsstörungen zum Arzt zu gehen.
In der Klinik für Gefäß- & Endovaskularchirurgie bieten wir Ihnen modernste Methoden zur Diagnostik und Therapie von Gefäßkrankheiten an. Unser Spektrum reicht unter anderem von der Behandlung akuter und chronischer Durchblutungsstörungen (z. B. Schaufensterkrankheit) über die Beseitigung von Halsschlagaderengen bis zur Ausschaltung krankhafter Aussackungen von Schlagadern (z. B. Bauchschlagaderaneurysma), vom Krampfaderleiden über das offene Bein bis hin zum diabetischen Fuß.
Meistens sind Durchblutungsstörungen gut behandelbar. Die Therapieziele sind dabei die Beseitigung der Ursache bzw. die Behandlung der Krankheit, welche die Störungen auslöst, sowie die Linderung der Symptome. Daher ist es besonders wichtig, die Ursache von Durchblutungsstörungen festzustellen.
Durchblutungsfördernde Wirkstoffe können bei diesem Krankheitsbild zum Einsatz kommen. Sie sollen den Blutfluss verbessern und/oder auch die Flexibilität roter Blutkörperchen steigern, wodurch potenzielle Engstellen in den Gefäßen für sie leichter zu passieren sind. Treten Schmerzen infolge der Durchblutungsstörungen auf, zählen auch Schmerzmittel zur Therapie. Diese sollten Sie jedoch nur nach Rücksprache mit dem Arzt einnehmen, da sie mitunter schwerwiegende Nebenwirkungen haben oder süchtig machen können.
Akute Blutgerinnsel werden gegebenenfalls mit Blutverdünnern behandelt, welche das Gerinnsel auflösen sollen. Die Patienten werden bei dieser Art der Behandlung von Durchblutungsstörungen, die Lysetherapie heißt, streng überwacht. Denn durch die starken Blutverdünner verbessert sich nicht nur die Fließgeschwindigkeit des Blutes, es steigt leider auch das Risiko von Blutungen. Befinden sich die Blutgerinnsel in Armen oder Beinen, werden sie häufig operativ oder mittels Kathetertechnik entfernt.
Damit der Körper mit verengten oder verstopften Gefäße besser zurechtkommen kann, ist viel Bewegung hilfreich. Das gilt besonders bei Durchblutungsstörungen in den Beinen und Armen. Beugen Sie mit gezielten Übungen, die Sie beim Krankengymnasten lernen, Verstopfungen der Gefäße und Arterien vor.
Aber auch Cardio-Training wie Schwimmen, Radeln, Spazieren oder Joggen bietet sich an. Sie optimieren so nicht nur den Blutfluss, sondern auch die Verfügbarkeit von Sauerstoff im Körper und halten sich allgemein fit. Außerdem können Sie mit genügend Bewegung im Alltag Übergewicht vorbeugen, welches seinerseits ein Risikofaktor für Durchblutungsstörungen sein kann.
In der Regel sind Durchblutungsstörungen mit den genannten Maßnahmen gut in den Griff zu bekommen. In seltenen Fällen ist aber auch eine Operation nötig.
Eine mögliche Indikation ist der akute Gefäßverschluss, der zum Beispiel einen Schlaganfall oder andere Folgen nach sich ziehen könnte. Dann wird der Pfropfen, der das Gefäß verstopft, operativ entfernt. Ein gängiges Verfahren ist die sogenannte Desobliteration, bei welcher der betroffene Abschnitt freigelegt und von den Störfaktoren beseitigt wird. Ebenso kommt ein Bypass in Frage, der die verengte Stelle umgeht und so den Blutfluss in die jeweilige Körperregion ermöglicht.
In besonders schwerwiegenden Fällen ist die Amputation eines Körperteils die einzige Lösung. Das ist dann ratsam, wenn das Gefäß nicht von der gefährlichen Verstopfung zu befreien ist und körperliche Risiken mit sich bringt, die das Leben des Patienten bedrohen. Sie sollten sich, wenn die Amputation zum Thema wird, eine zweite Meinung einholen, sofern die Zeit nicht zu sehr drängt.
Nach der gezielten Behandlung von Durchblutungsstörungen ist in der Regel die dauerhafte Einnahme eines Gerinnungshemmers nötig. In den meisten Fällen ist dies Aspirin in einer niedrigen Dosierung. Auch ausreichende Bewegung, insbesondere bei Durchblutungsstörungen in den Beinen ist wichtig. Ist das Herz betroffen, so empfiehlt sich der regelmäßige Besuch einer Coronarsportgruppe.
Nach einer Operation sollten Sie sich schonen und die Anweisungen des Arztes befolgen, um rasch wieder auf die Beine zu kommen. Je nach Art der Operation ist eine unterschiedliche Schonungszeit ratsam.
Durchblutungsstörungen werden durch eine gesunde Lebensweise mit einer ausgewogenen Ernährung, viel Bewegung und wenig bis gar kein Nikotin vorgebeugt. Wenn Sie Diabetiker sind, sollten Sie Ihre Blutzuckerwerte gut im Auge behalten und optimal einstellen, eventuell auch unter Mithilfe Ihres Arztes. Gegen Durchblutungsstörungen in den Beinen und Armen gibt es spezielle Sportübungen, die Ihnen beispielsweise - wie in der akuten Behandlung der Erkrankung auch - ein Physiotherapeut zeigt.
Bestehende Grunderkrankungen wie Bluthochdruck und hohe Cholesterin- sowie Blutfettwerte sollten frühzeitig behandelt werden, damit sich in der Folge keine Durchblutungsstörungen entwickeln. Gehören Sie zu Risikogruppen – die beispielsweise eine genetische Veranlagung für Durchblutungsprobleme haben – sollten Sie bei möglichen Symptomen frühzeitig zum Arzt gehen.