Prof. Dr. Dr. h.c. Reinhold Lang | Chefarzt
Hämorrhoiden sind ein typisches Volksleiden, das im Laufe des Lebens rund 70 Prozent aller Erwachsenen betrifft – Männer häufiger als Frauen. In einer Körperregion, über die ungern gesprochen wird, zeigen sich durch vergrößerte Hämorrhoiden Symptome wie Juckreiz, Brennen und Schmerzen. Die eigentlich gutartige Erkrankung sollte frühzeitig behandelt werden, da sie im fortgeschrittenen Stadium ein Risiko für Beschwerden wie Stuhlinkontinenz darstellt. Die Therapie-Möglichkeiten reichen von Hausmitteln bis hin zur Operation in schweren Fällen.
Wir zeigen in diesem Ratgeber, woher ein Hämorrhoiden-Leiden kommen kann, wie es erkannt wird und was Betroffene tun können; auch zur Vorbeugung!
Inhaltsverzeichnis:
Der Begriff „Hämorrhoiden“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „Blut“ und „fließen“. Er wird im medizinischen Bereich meist mit einer Erkrankung assoziiert, obwohl im Grunde jeder Mensch von Natur aus über Hämorrhoiden verfügt. Dabei handelt es sich um Schwellkörper in der Schleimhaut des Analkanals. Diese werden durch Venen und Arterien mit Blut versorgt und dichten gemeinsam mit dem Afterschließmuskel den Darm ab. Durch das Gefäßpolster wird vermieden, dass sich der Darmausgang bei leichten körperlichen Belastungen wie Niesen öffnet.
Sind die Hämorrhoiden vergrößert, handelt es sich um ein „Hämorrhoidalleiden“, das im Laufe der Zeit etwa 70 Prozent aller Erwachsenen - aber auch Kinder - betreffen kann. Wenn das Blut innerhalb der Schwellkörper des Analkanals nicht ausreichend abfließen kann, kommt es zum Stau und letztlich zur Vergrößerung. Auch eine Art Ausleiern der dortigen Blutgefäße führt zu einer Umfangserweiterung. Wenn der Analbereich unter Druck steht, können sich die Schwellkörper weiterhin nach außen vorwölben. Dieser Umstand wird zum Beispiel durch starkes Pressen während des Stuhlgangs ausgelöst.
Hämorrhoiden Ursachen
Die genauen Hämorrhoiden-Ursachen sind nicht eindeutig geklärt. Es gibt jedoch verschiedene Aspekte, die sich vermutlich ungünstig auf die wichtigen Gefäßpolster auswirken können.
Dazu zählen in erster Linie
Zu einer Verstopfung, die sich für viele Hämorrhoiden-Leiden verantwortlich zeigt, führen wiederum Faktoren wie
Eine chronische Verstopfung kann auch bereits bei Kindern zu vergrößerten Hämorrhoiden führen.
Sonderfall
Hämorrhoiden nach der Geburt treten bei frisch gebackenen Müttern zumeist durch die Belastung der Presswehen auf. Hinzu kommen die hormonellen Veränderungen während der Schwangerschaft, welche das Bindegewebe rund um den Beckenboden erweitern und erweichen können. Auch der Druck des heranwachsenden Kindes auf den Enddarm und den Analbereich kann sich auf die Entstehung von Hämorrhoiden nach der Geburt auswirken. Die Ursache der Hämorrhoiden während Geburt und Schwangerschaft liegt somit insgesamt in den verschiedenen (auch hormonellen) Belastungen sowie der Blockade der Blutzirkulation im Enddarmbereich.
Hämorrhoiden-Symptome
Nicht immer zeigen Hämorrhoiden Symptome. Gerade im Anfangsstadium sind viele Betroffene noch komplett beschwerdefrei. Erste Anzeichen können Jucken und Brennen im Analbereich sowie Nässen und Blut auf dem Toilettenpapier sein.
Weitere Symptome von Hämorrhoiden sind beispielsweise:
Durch Risse in der Schleimhaut können außerdem Schmerzen auftreten, die im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung weiter zunehmen und dann auf einer Thrombose bzw. einem Blutstau beruhen.
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Diagnose
Bei ersten Symptomen für Hämorrhoiden sollte der Hausarzt aufgesucht werden. Dieser tastet den Analbereich vorsichtig mit dem Finger ab - dieser Vorgang ist für den Patienten schmerzlos, führt aber zur eventuellen Auffindung von Veränderungen der Schwellkörper. Der Arzt wird weiterhin die Lebensumstände abfragen und mögliche Risikofaktoren (z. B. chronische Verstopfung) für ein Hämorrhoiden-Leiden prüfen.
Wenn nötig, erfolgt die Überweisung zu einem Proktologen oder Gastroenterologen. Der Facharzt untersucht den Afterkanal mit Hilfe eines kleinen Rohres (im Rahmen der so genannten „Proktoskopie“). Das Stadium einer Hämorrhoiden-Erkrankung kann so eingeschätzt und eine individuelle Therapie besprochen werden.
Da viele Hämorrhoiden-Symptome auch für andere, mitunter sogar schwere Erkrankungen stehen können, sollten Betroffene nicht mit dem Arztbesuch warten. Besonders Blut auf dem Toilettenpapier oder als Ablagerung auf dem Stuhl ist ein Warnsignal, das ernst genommen werden sollte.
Während die Erkrankung mit den bereits vorgestellten Symptomen wie Jucken und Brennen beginnt, führt sie im Verlauf zu schleimigen Darmabsonderungen und mitunter auch zu Stuhlinkontinenz. Blutarmut oder Hautreizungen bis hin zu lokalen Ekzemen sind ebenfalls typische Verlaufserscheinungen.
Das Hämorrhoiden-Leiden wird in vier Grade eingeteilt:
Die zwar bereits vergrößerten Hämorrhoiden sind von außen unsichtbar und können nur durch eine Proktoskopie diagnostiziert werden. Typische Hämorrhoiden-Symptome bleiben in diesem Stadium größtenteils aus.
Größere Knoten der Schwellkörper können durch ein kurzes Proktoskop bereits sichtbar gemacht werden. Sie treten zwar beim Pressen während des Stuhlgangs hervor, bedecken aber die Afteröffnung nicht.
Sowohl während des Stuhlgangs als auch ohne Auslöser können Hämorrhoiden dritten Grades vor die Afteröffnung treten – entweder vollständig oder teilweise. In einigen Fällen ziehen sie sich ebenso von selbst wieder zurück. In anderen muss der Patient nachhelfen und sie mit dem Finger zurückschieben.
Der schwerste Grad der Hämorrhoiden-Erkrankung führt dazu, dass die Schwellkörper permanent vor der Öffnung des Afters bestehen bleiben und nicht mehr zurück zu schieben sind. Mitunter ist zudem etwas Analschleimhaut zu sehen - dann handelt es sich um das Krankheitsbild des so genannten „Analprolaps“.
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Hämorrhoiden-Behandlung
Bei Grad I und Grad II der Erkrankung ist eine Hämorrhoiden-Behandlung durch Hausmittel oft erfolgreich. Die Beschwerden können verringert und der Krankheitsverlauf aufgehalten werden. Allerdings bilden sich vergrößerte Hämorrhoiden durch diese Maßnahmen nicht zurück.
Verursachen sie starke Hämorrhoiden-Symptome oder wird Grad III bzw. Grad IV erreicht, muss in den meisten Fällen eine ärztliche Behandlung erfolgen. Diese sieht Maßnahmen wie ein Abbinden, Veröden, Vereisen oder auch eine Hämorrhoiden-OP (in schweren Fällen, bei der bisherige Therapiemaßnahmen nicht anschlugen) vor.
Hausmittel können bei Hämorrhoiden des Grades 1 und 2 mitunter hilfreich sein. Wir empfehlen die folgenden Therapiemethoden:
Salben mit Inhaltsstoffen wie Aloe Vera, Panthenol oder Hamamelis sind in der Hämorrhoiden-Behandlung oft sinnvoll. Sie führen dazu, dass typische Hämorrhoiden-Symptome wie Juckreiz und Brennen gelindert werden. Sie können als Einlage verwendet oder mit Hilfe eines speziellen Applikators aufgetragen werden. Im ersten Fall wird eine Kompresse mit der Salbe versehen und in die Unterhose gelegt. Im zweiten gelangen die Wirkstoffe direkt an die Quelle.
Sitzbäder punkten durch Zusätze wie Kamille oder Arnika, die ebenfalls entzündungshemmende Eigenschaften aufweisen. Klassische Badezusätze sollten aufgrund der Hautreizungsgefahr bei Hämorrhoiden hingegen vermieden werden.
Wer an Sitzbeschwerden leidet, sollte zudem einen aufblasbaren Ring zur Entlastung des Analbereichs nutzen. Das sind spezielle Hämorrhoiden-Kissen. Gegen Verstopfungen, die das Pressen während des Stuhlgangs und damit Hämorrhoiden-Leiden begünstigen, kann die Einnahme von Flohsamenschalen/Leinsamen helfen. Patienten sollten aber darauf achten, während dieser Hämorrhoiden-Behandlung ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen.
Bleiben die Hämorrhoiden-Symptome bestehen oder schreitet die Erkrankung fort, muss noch einmal der Arzt konsultiert werden. Dieser entscheidet, welche weitere Hämorrhoiden-Therapie in Frage kommt.
Als milde Maßnahme gibt es apotheken- oder verschreibungspflichtige Salben wie Lidocain, das gegen Schmerzen und Juckreiz helfen soll, oder das entzündungshemmende Kortison. Je nach Wirkstoff sind die Präparate als Analtampon verfügbar, der im Analkanal verbleibt und dort wirken kann.
Es gibt die Möglichkeit, Hämorrhoiden abzubinden. Der Fachbegriff lautet „Gummibandligatur“. Wie der Name schon sagt, werden die Vergrößerungen und Knoten mit einem Gummiband abgebunden, bis sie nach wenigen Tagen absterben und vom Körper abgestoßen werden. Durch eine örtliche Betäubung ist der Eingriff in der Regel schmerzfrei. Er wird meist bei Grad 2 oder 3 des Hämorrhoiden-Leidens angewendet.
Bei leichten Vergrößerungen der Grade 1 bis 2 ist die Verödung eine Alternative. Diese geschieht entweder durch die Bestrahlung mit Infrarotlicht oder durch die so genannte "Sklerosierungstechnik". Da die erste Methode weniger erfolgsversprechend ist, kommt vorwiegend die zweite zum Einsatz. Es wird ein Mittel gespritzt, das dafür sorgt, dass die Hämorrhoide schrumpft. Meist müssen mehrere Behandlungen angesetzt werden.
Flüssiger Stickstoff kommt bei dieser Behandlungsmethode zur Anwendung, die im Fachjargon „Kryohämorrhoidektomie“ genannt wird. Die Hämorrhoiden werden vereist, also bei Temperaturen von -90 Grad eingefroren. Infolgedessen werden die Schwellkörper nach einigen Tagen abgestoßen. Das Verfahren kommt jedoch aufgrund der vergleichsweise geringen Erfolgsaussichten seltener zum Einsatz.
Wurden die möglichen Hausmittel und anderen Therapieansätze bereits ausgeschöpft und es tritt keine Besserung ein, ist die operative Entfernung der Hämorrhoiden die mitunter notwendige Behandlung. Insbesondere ab Grad 3 kann die Hämorrhoiden-OP bei einigen Patienten dringend erforderlich sein. Im Zuge der Operation wird eine von verschiedenen Techniken angewendet, welche die Schwellkörper entweder mittels Laser, Schere oder Skalpell entfernt. Der Arzt wird individuell nach Fall entscheiden, welche Hämorrhoiden-OP geeignet ist.
Vorbeugung
Bei vorhandenen Risikofaktoren, die zu den Hämorrhoiden-Ursachen zählen, sollten Betroffene früh gegensteuern. Zwar ist keine hundertprozentige Vorbeugung möglich; doch kann das Risiko einer Erkrankung durch wenige Anpassungen des Lebensstils gesenkt werden.
Eine typische Hämorrhoiden-Ursache ist das häufige, starke Pressen während des Stuhlgangs, das meist auf Verstopfungen beruht. Um diese Verstopfungen zu vermeiden, punktet eine ballaststoffreiche Ernährung mit reichlich Flüssigkeitsaufnahme.
Ballaststoffreiche Lebensmittel sind zum Beispiel:
Scharfe Speisen und Gewürze reizen hingegen die Schleimhaut und können zu Beschwerden führen. Dasselbe gilt für Kaffee. Gegen Verstopfungen sollten eher keine Abführmittel genutzt werden, da sie bei längerer Verwendung für eine Trägheit des Darms sorgen und erst recht zu einer Verstopfung führen können. Im Zweifelsfall sollte mit dem Arzt gesprochen werden, wenn ein Abführmittel eingenommen wird. Die Einnahmezeit sollte dann so kurz wie möglich gehalten werden.
Vorbeugung
Ein geregelter Stuhlgang ist ebenfalls eine wichtige Maßnahme, um ein Hämorrhoiden-Leiden vorzubeugen. Es kann helfen, für den Stuhlgang ein grobes Zeitfenster festzulegen - das jedoch ausreichend sein sollte und keinen zeitlichen Druck erzeugt. Trotzdem sollte kein unnötig langes Sitzen auf der Toilette erfolgen. Generell sollte der Stuhlgang weder zu lange aufgeschoben noch erzwungen werden. Für die richtige „Sitzposition“ auf dem stillen Örtchen empfehlen viele Experten einen Toilettenhocker. In der Hockhaltung soll der Stuhlgang erleichtert und starkes Pressen automatisch vermieden werden.
Wer im Alltag aufgrund von Büroarbeit viel sitzt, schafft am besten mit reichlich Bewegung einen Ausgleich. Dafür eignen sich Ausdauersportarten wie Nordic Walking, Joggen und Schwimmen - weniger jedoch Kraftsport. Die moderate Bewegung hilft gleichzeitig dabei, Verstopfung und Übergewicht vorzubeugen. Zweiteres ist ebenfalls ein weiterer Risikofaktor für Hämorrhoiden, da ein hohes Eigengewicht den Blutkreislauf im Enddarm erschweren kann.
https://www.netdoktor.de/krankheiten/haemorrhoiden/
https://www.gesundheitsinformation.de/was-kann-man-selbst-gegen-haemorrhoiden-tun.html
https://www.onmeda.de/krankheiten/haemorrhoiden.html
https://www.minimed.at/medizinische-themen/herz-gefaesse/symptome-von-haemorrhoiden/
https://www.sos.de/wie-werden-haemorrhoiden-behandelt
http://dasgastroenterologieportal.de/Haemorrhoiden.html