Prof. Dr. Dr. h.c. Reinhold Lang | Chefarzt
Allein in Deutschland werden jedes Jahr etwa 165.000 künstliche Kniegelenke implantiert. Damit zählt der Eingriff mittlerweile zu den am häufigsten durchgeführten Operationsverfahren der orthopädischen Chirurgie. Das Einsetzen einer Knieprothese kann aus den verschiedensten Gründen angezeigt sein, etwa bei einer degenerativen Arthrose, einer rheumatoiden Arthritis oder einfach bei einer Instabilität des Knies. Nach einer OP und den sich anschließenden Reha- und Physiotherapie-Phasen erhält der Patient die Funktionsfähigkeit seines Kniegelenks zurück. Was Sie über die Knie-TEP und die Möglichkeiten sowie Risiken des Eingriffs wissen müssen, wie moderne OP-Roboter dabei heute die behandelnden Ärzte unterstützen können und auf was es nach der Operation zu achten gilt, erfahren Sie in diesem Beitrag.
INHALTSVERZEICHNIS
Unter einer Knieprothese versteht man ein künstliches Gelenk, das einem Patienten bei fortgeschrittener Arthrose des Kniegelenks implantiert wird. Die Knieprothese besteht aus drei Komponenten:
In der Klinik für Unfallchirurgie/Orthopädie werden jeweils sämtliche Verletzungen des Bewegungsapparates behandelt. Durch eine eng verzahnte interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den Kliniken für Anästhesie und Intensivmedizin, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Gefäßchirurgie, Kardiologie und der Radiologischen Diagnostik können so selbst komplexe traumatologische Probleme in unserer Einheit therapiert werden
Die Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie wird vom Chefarzt Dr. Thomas Löffler geleitet.
Patienten, die zum Arzt kommen und über Knieschmerzen klagen, landen nicht automatisch sofort auf dem OP-Tisch. Es gibt eine Reihe von konservativen Möglichkeiten, die in jedem Fall zuerst ausgeschöpft werden sollten:
Irgendwann äußert der Patient dann selbst den Wunsch zur Prothese, etwa wenn die Schmerzen trotz der Einnahme von Medikamenten zu groß werden oder die Mobilität des Betroffenen und damit seine gesamte Lebensqualität zu sehr leiden. Spätestens dann ist die Indikation zur Implantation eines künstlichen Kniegelenks geboten.
Es steht eine Fülle unterschiedlicher Prothesentypen zur Verfügung:
70 Prozent der Knieprothesen werden in der Form einer klassischen Knieprothese implantiert. Aufwendigere Prothesen, bis hin zum Scharniergelenk, sind angezeigt, wenn Bandinstabilitäten bestehen. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass für den jeweiligen Patienten der richtige Prothesentyp implantiert wird. Und das gilt es, natürlich im Vorfeld im Arzt-Patienten-Gespräch genau zu klären.
Eine Knieprothesen-Implantation läuft folgendermaßen ab: Zunächst erfolgt eine Schnittführung auf etwa 15 bis 20 Zentimeter direkt über dem Knie. Anschließend wird die Kniescheibe so präpariert, dass sie nach außen weggeklappt werden kann. Nur dann hat man freie Sicht auf das eigentliche Kniegelenk, um einerseits das kranke Gewebe entfernen zu können, andererseits aber auch ein Lager zu schaffen, in das letztendlich die Prothesen-Komponenten einzementiert werden können.
Dazu bedient man sich bestimmter Ausrichtungshilfen, wie Stäben und Stangen, anhand derer sich der behandelnde Arzt orientiert, um die Sägeschnitte in den sechs verschiedenen Freiheitsgraden korrekt durchzuführen. Die Art der Prothesenimplantation hat einen entscheidenden Einfluss auf die Funktion des Kniegelenks. Eine neue Dimension entsteht dabei durch den Einsatz der Roboter-Technologie.
OP-Roboter, speziell im Krankenhaus Weilheim, der sogenannte MAKO, helfen den behandelnden Ärzten dabei, Prothesen noch deutlich präziser zu implantieren. Nach einer Computertomografie von Hüfte, Knie und Sprunggelenk wird die Prothese bereits im Vorfeld geplant. Diese Vorplanung wird während der Operation mit Hilfe eines Navigationssystems nochmal präzisiert sowie adaptiert, um dann virtuell die Prothese einzusetzen.
Erst wenn die Ärzte mit dieser Planung vollends zufrieden sind, hilft der Roboterarm, die Planung in der Praxis mit höchster Präzision umzusetzen. Die absolute Genauigkeit ist das Einzigartige an diesem System.
Die Frage nach den Schmerzen nach einer erfolgten Knie-TEP ist sehr individuell zu beantworten. Es gibt Patienten, die fast schmerzfrei bleiben – obwohl das Knie während der Operation hohen Belastungen ausgesetzt ist. Es gibt aber auch Patienten, die über einen relativ langen Zeitraum über Schmerzen klagen. Die wissenschaftlichen Daten belegen jedoch, dass ein Eingriff über die Roboter-Technologie mit signifikant weniger Schmerzen verbunden ist, als bei der herkömmlichen Technik.
Durchschnittlich sind die Patienten nach der Operation für etwa sechs Wochen auf schmerzlindernde Medikamente angewiesen. Hinsichtlich der Beweglichkeit und der Notwendigkeit der Verwendung von Unterarmgehstützen, ist bei realistischer Einschätzung ein Zeitraum von etwa drei bis sechs Wochen einzuplanen. Aber auch hier gibt es keine allgemein gültige Aussage: Manche Patienten verzichten noch während des stationären Krankenhausaufenthaltes auf die Krücken, manche brauchen sie drei Monate lang.
Schmerzempfinden und erforderliche Nutzungsdauer der Gehstützen sind also individuell sehr divergent und hängen unter anderem auch vom physischen Zustand des jeweiligen Patienten ab.
Man unterscheidet zwischen allgemeinen Operationsrisiken, die praktisch immer auftreten können, wenn in den menschlichen Körper eingeschnitten wird, und speziellen Operationsrisiken. Zu erwähnen sind hierzu die Gefahren von Infektionen, mögliche Bewegungseinschränkungen und der postoperative Schmerz.
Wie bei allen Kunstgelenkersatzeingriffen besteht auch bei der Knie-OP das Risiko einer Entzündung. Ursache hierfür können von außen eindringende wie auch im Körper selbst vorhandene Bakterien sein, die an der Oberfläche von Fremdkörpern haften. Bei einem Bakterienvolumen über einer kritischen Grenze können auch Vereiterungen auftreten. Eine Infektion kann vor allem dann auftreten, wenn Vorerkrankungen bestehen, die mit einer Schwächung des Immunsystems einhergehen oder wenn bereits Entzündungsherde an anderen Körperstellen vorliegen.
Allerdings kann an dieser Stelle glücklicherweise auch darauf hingewiesen werden, dass das Risiko einer Entzündung insgesamt sehr gering ist und in der Regel nur einen von hundert operierten Patienten betrifft.
Es gibt eine sehr hochrangig publizierte Studie mit über 500.000 Patientendaten, die besagt, dass
Bei der Knieprothesen-Implantation handelt es sich also um eine höchst erfolgreiche Operationsmethode. Hinzu kommt, dass moderne Implantat-Materialien eine sehr hohe Haltbarkeit aufweisen. Dies führt zu dem hervorragenden Wert, dass in 93 Prozent der Fälle die Prothese mehr als zehn Jahre halten wird und keine Wechseloperation erforderlich ist. Es sind aber durchaus auch noch längere Standzeiten möglich. Die individuelle Haltbarkeit lässt sich je Einzelfall nicht allgemein vorhersagen.
In Deutschland liegen die Patienten nach einer Knieoperation vier bis fünf Tage stationär. Im Anschluss beginnt die Reha-Phase, die etwa weitere drei bis vier Wochen in Anspruch nimmt. Die Reha kann ambulant oder auch stationär erfolgen. Danach sind weitere ambulante Physiotherapie-Phasen angezeigt.
Krücken benötigen die Patienten in der Regel zwischen drei und fünf Wochen, wobei auch dies sehr individuell zu betrachten ist. Realistisch ist nach ungefähr einem halben Jahr die endgültige Genesung des Eingriffs erreicht.
Nach der Rehabilitation brauchen die Patienten in der Regel keine Krücken mehr. Noch mit Vorsicht zu betrachten ist jedoch die Fähigkeit des Autofahrens. Hierzu gibt es leider bislang keine klaren juristischen Richtlinien. Patienten müssen nach einer Knie-TEP in jedem Fall physisch in der Lage sein, die Gefahrenbremse, also eine Vollbremsung, problemlos und ohne Zeitverzug auszuführen. Sobald dies uneingeschränkt möglich ist, dürfen die Rekonvaleszenten auch wieder aktiv am Straßenverkehr teilnehmen.
Hinsichtlich sportlicher Aktivitäten werden die Patienten schon während der Reha-Phase sehr gut geschult, so dass sie im späteren Verlauf Sport treiben können. Es sollte aber darauf geachtet werden, nur gelenkschonende Sportarten auszuüben, wie etwa Wandern, Radfahren, Schwimmen, Walking oder Nordic Walking. Diese sportlichen Betätigungen eignen sich auch für Endoprothesen-Träger. Sportarten wie Tennis, Badminton oder Fußball sind für Personen nach einer Knie-TEP hingegen tabu.