Prof. Dr. Dr. h.c. Reinhold Lang | Chefarzt
Die Lungenentzündung – eine Entzündung der Lungenbläschen oder auch des umliegenden Gewebes – beruht meist auf einem Infekt durch Bakterien. Seltener sind Viren oder Pilze für eine Pneumonie verantwortlich. Durch die Entzündung treten in der Regel Symptome wie Husten, Atemnot und allgemeine Schwäche auf. Ältere Personen und Menschen mit einem eingeschränkten Immunsystem sind grundsätzlich von einem schweren Verlauf der Pneumonie bedroht. Daher muss die Behandlung der Lungenentzündung so rasch wie möglich erfolgen.
Wir klären auf, was bei einer Lungenentzündung eigentlich passiert und welche Ursachen typisch sind. Außerdem geben wir Tipps, wie Sie eine Pneumonie vorbeugen und im besten Fall ganz verhindern können.
INHALTSVERZEICHNIS
Die Lungenentzündung oder Pneumonie umschreibt einen entzündlichen Vorgang, der meist die Lungenbläschen und/oder das umliegende Lungenzwischengewebe betrifft. Durch die Entzündung können die betroffenen Teile der Lunge ihre Funktion nicht ausreichend erfüllen. Das Gewebe verdickt mitunter und der Sauerstoff muss einen längeren Weg in die Blutbahn nehmen. So erhält der Körper letztlich zu wenig Sauerstoff; die entsprechende Sättigung sinkt.
Einige Personen leiden im Rahmen einer Lungenentzündung an mehreren Entzündungsherden, die sich an verschiedenen Punkten in der Lunge verteilen. Bei anderen ist hingegen ein Lungenlappen vollständig entzündet.
Medizinisch wird zwischen der atypischen und der typischen Pneumonie unterschieden. Atypische Formen umschreiben die Entzündung von Lungengewebe, die in der Regel durch weniger häufig auftretende Bakterien verursacht wird. Typische Pneumonien werden in der Regel durch klassische Bakterien wie Pneumokokken ausgelöst und betreffen die Lungenbläschen.
Übliche Lungenentzündung-Ursachen sind Bakterien wie Pneumokokken. Diese haben vor allem in der kalten Jahreszeit und infolge verschleppter Erkältungen leichtes Spiel und rufen die Entzündung hervor. Auch andere Bakterien können eine Pneumonie verursachen. Häufig treten die Infektionen durch Pneumokokken im persönlichen Umfeld eines Patienten auf, während Infektionen durch andere Bakterien oft auf einer Ansteckung im Krankenhaus beruhen.
Virale Pneumonien, die zum Beispiel durch Erreger wie COVID-19 entstehen, sind ebenfalls möglich. Seltene Ursachen für die Lungenentzündung sind Parasiten (zum Beispiel nach Reisen in tropische Länder), Pilze oder Giftstoffe, die vom Patienten eingeatmet wurden. Auch eine allergische Reaktion der Lunge, ein Lungentumor oder ein Fremdkörper in den Atemwegen gehören zu den eher selten auftretenden Ursachen der Lungenentzündung.
Einige Ursachen der Lungenentzündung - die verschiedenen Bakterien und Viren - sind bei bestimmten Personengruppen häufiger zu beobachten. So können Babys, ältere Menschen und Personen mit einem schwachen Immunsystem den Erregern selten etwas entgegen setzen und erkranken folglich leichter an einer Lungenentzündung.
Das gilt ebenso für Menschen, die durch Vorerkrankungen wie Asthma, Diabetes Mellitus oder die Grippe bereits geschwächt sind. Ebenso können bestimmte Medikamente und eine Chemotherapiebehandlung dazu beitragen, dass das Risiko einer Lungenentzündung erhöht wird.
Grundsätzlich kann auch der Umgang mit Menschen, die eine Lungenentzündung haben, das Risiko einer Ansteckung mit sich bringen – das gilt jedoch lediglich für die bakterielle und die virale Form. Personen mit einer Pneumonie, die zum Beispiel auf einem Fremdkörper beruht, sind nicht ansteckend.
Die Anzeichen der Lungenentzündung mit Bakterien als Auslöser zeigen sich häufig sehr plötzlich und in vollem Ausmaß.
Hier können folgende Symptome der Lungenentzündung auftreten:
Gerade der Verlauf des Hustens ist eines der charakteristischen Lungenentzündungs-Anzeichen. So beginnt er als trockener Husten, der nach kurzer Zeit in ein produktives Stadium mit Auswurf übergeht. Beim Husten treten charakteristische Schmerzen als Lungenentzündungs-Symptome auf.
Allerdings sind nicht alle Anzeichen der Lungenentzündung bei allen Patienten gleichermaßen zu finden. Gerade bei älteren Menschen fehlen so manche Symptome der Lungenentzündung. Dafür gibt es bei anderen Personengruppen, etwa bei Kindern, weitere Anzeichen für die Lungenentzündung.
Dazu gehören:
Wer an der viralen Form der Lungenentzündung leidet, wird wahrscheinlich erst in einem späten Stadium Lungenentzündungs-Symptome wie Husten haben. Stattdessen sind Schüttelfrost und Fieber die ersten Anzeichen der Lungenentzündung, welche auf Viren beruht.
Wurde die Pneumonie durch Parasiten verursacht, ist das Abhusten von Schleim häufig erschwert. Dadurch bildet sich ein starker Reizhusten, der den Patienten eine lange Zeit begleitet.
Die Lungenentzündungs-Symptome sollten den betroffenen Patienten früh zum Arzt führen. Dieser wird zunächst Fragen stellen, um die Anzeichen der Lungenentzündung abzuklären. Um eine parasitäre Pneumonie zu erkennen, ist es wichtig, dass der Arzt durch den Patienten über vorhergegangene Auslandsreisen informiert wird.
Die körperliche Untersuchung umfasst das Abhören der Lunge, bei der meistens schon verminderte Atemgeräusche festgestellt werden. Auch Puls und Blutdruck werden überprüft, da ein erhöhter Herzschlag für die Lungenentzündung sprechen kann.
Für die Feststellung der Entzündungswerte im Körper erfolgt eine Blutuntersuchung. Bakterielle Pneumonien führen häufig zu einer erhöhten Anzahl der Leukozyten (weißen Blutkörperchen), während virale Lungenentzündungen keine solche Veränderung aufweisen. Dafür erhöht sich der Anteil der so genannten Lymphozyten, wobei es sich um spezialisierte weiße Blutkörperchen handelt. Um die Lungenentzündung einwandfrei zu diagnostizieren und das Ausmaß der Erkrankung zu erkennen, ist meist eine Röntgenuntersuchung erforderlich.
Die Röntgenaufnahme ist auch wichtig, um andere Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen wie die Lungenentzündung auszuschließen. So muss der Arzt beispielsweise eine Bronchitis in Betracht ziehen – deren Symptomatik wäre auf dem Röntgenbild im Gegensatz zur Pneumonie nicht zu erkennen. Auch kann ein Fremdkörper oder ein Tumor anhand der Röntgenuntersuchung festgestellt werden.
Wurde die Lungenentzündung als bakterielle Pneumonie identifiziert, muss möglichst früh mit der Behandlung begonnen werden. Dafür wird zunächst ein Breitband-Antibiotikum gegeben, da die Bestimmung des genauen Erregers noch einige Zeit in Anspruch nehmen kann. Um den Erreger einwandfrei zu identifizieren, bietet sich eine Untersuchung des abgehusteten Schleims oder Urins des Patienten an. Dann kommt ein gezieltes Schmalband-Antibiotikum zum Einsatz.
Je nachdem, wie stark die Lungenentzündungs-Symptome ausgeprägt sind und wie fit der betroffene Patient vor der Erkrankung war, unterscheidet sich die Prognose. In vielen Fällen heilt die Pneumonie – rechtzeitig behandelt – nach wenigen Wochen aus. Begleitsymptome wie Schwäche und Müdigkeit können noch einige Monate darüber hinaus anhalten. Auch der Husten ist bei vielen Patienten noch eine Zeit lang präsent. Zu diesem Zeitpunkt sollte noch keine zu starke Belastung erfolgen, da das Risiko für eine verschleppte Lungenentzündung steigt.
Eine Lungenentzündung verläuft jedoch nicht immer so glimpflich. Gerade Risikogruppen können mitunter lebensgefährliche Komplikationen wie eine Blutvergiftung, einen Kreislaufzusammenbruch oder Herzprobleme bis hin zum Herzversagen entwickeln.
Zu den Patienten mit erhöhtem Risiko gehören:
Die Behandlung der Lungenentzündung hängt vom Erreger und Zustand des Patienten ab. So können viele Menschen, die im Vorfeld der Pneumonie gesund und fit waren, die Lungenentzündung-Behandlung in ihren eigenen vier Wänden vornehmen. Dazu gehört die körperliche Schonung ebenso wie die konsequente Einnahme der verordneten Arzneien.
Wenn ein Großteil der Lunge betroffen ist oder schwere Symptome die Lungenentzündung begleiten, kann sich eine stationäre Lungenentzündung-Behandlung anbieten. Das gilt auch für die eben genannten Risikogruppen wie zum Beispiel ältere Menschen. Immer dann, wenn Komplikationen wahrscheinlich sind oder bereits auftreten, ist die Behandlung der Lungenentzündung im Krankenhaus gegenüber der häuslichen Therapie zu bevorzugen.
Für die verschiedenen Ursachen kommen folgende Behandlungen in Betracht:
Die Behandlung einer typischen, bakteriellen Lungenentzündung beginnt mit einem Breitband-Antibiotikum, bis der genaue Erreger bestimmt wurde. Dann kommt ein Schmalband-Antibiotikum zum Einsatz. In der Regel erfolgt die Einnahme in Tabletten- oder Saftform über mehrere Tage hinweg. Im Krankenhaus behandelte Patienten können auch eine Infusion erhalten. Wichtig ist, das Antibiotikum für die vorgesehene Dauer einzunehmen – auch dann, wenn sich die Lungenentzündung-Symptome gebessert haben. Ansonsten droht ein Rückfall.
Sollte die Therapie mit Antibiotika auch nach einigen Tagen keine Besserung mit sich bringen, muss eine erneute Untersuchung erfolgen. Eventuell wurde der falsche Wirkstoff gewählt.
Antibiotika können in der Behandlung der viralen Lungenentzündung ebenfalls verwendet werden, um einer zusätzlichen bakteriellen Infektion vorzubeugen. Konkret gegen die Viren, welche die Pneumonie verursacht haben, wirken sie jedoch nicht. Hierfür müssen andere Medikamente, zum Beispiel Virostatika, eingesetzt werden.
Zusätzlich werden Medikamente gegen den Hustenreiz, zur Senkung von Fieber und allgemeinen Schmerzbehandlung eingesetzt.
In seltenen Fällen haben Patienten giftige Substanzen eingeatmet, welche zu einer Lungenentzündung führen. In diesem Fall und bei Infektionen durch Pilze oder das Einatmen von Mageninhalt können ebenfalls Antibiotika helfen, um weiteren Erkrankungen vorzubeugen. Zudem erfolgt der Einsatz von Arzneien, die das Fieber senken und die weiteren Symptome der Lungenentzündung behandeln.
Wenn ein schwerer Krankenverlauf vorliegt, drohen verschiedene Gefahren und Komplikationen. Beispielsweise können ältere Personen durch den starken Sauerstoffmangel apathisch werden und unfähig sein, auf ihre Umwelt zu reagieren. In diesem Fall ist eine engmaschige Betreuung im Krankenhaus unabdinglich. In schweren Fällen kommen Therapiemaßnahmen wie Kortisonspritzen gegen die Entzündung und die künstliche Beatmung zum Einsatz.
Im Lungenzentrum sind alle Kompetenzen auf dem Gebiet der Pneumologie (Lungenheilkunde) gebündelt.
Ein modern ausgestattetes Lungenfunktionslabor steht uns ebenso zur Verfügung wie endoskopische, sonographische und radiologische Untersuchungsgeräte der neuesten Generation, sodass wir eine umfassende Versorgung gemäß leitlinienbasierter Qualitätsstandards garantieren.
Sind die Lungenentzündung-Symptome überstanden und die Behandlung hat angeschlagen, empfiehlt sich eine längere körperliche Schonung. Als Faustregel gilt, dass erst dann die gewöhnlichen Alltagstätigkeiten wieder aufgenommen werden sollten, wenn Begleiterscheinungen wie Husten und Müdigkeit vollständig verschwunden sind. Das kann eine längere Krankschreibung mit sich bringen.
Die typischen Lungenentzündung-Ursachen wie die Infektion durch Bakterien können durch angemessene Hygiene-Maßnahmen vermieden werden. Das gilt auch für die Ansteckung mit Viren. Spätestens die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie entscheidend regelmäßiges Händewaschen und die Verwendung von Desinfektionsmitteln sein können. Im Umgang mit erkrankten Personen sollten zusätzliche Maßnahmen wie Abstand und eventuell das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes ergriffen werden, um sich vor einer Ansteckung zu schützen.
Generell sollte das Immunsystem auf Trab gebracht werden. Das gelingt durch eine Ernährung, die reich an Vitaminen ist und zum Beispiel von viel Obst und Gemüse geprägt wird. Durch Bewegung an der frischen Luft wird das Allgemeinwohl gestärkt, was sich ebenfalls positiv auf das Immunsystem auswirken kann. Einige Patienten schwören zudem auf Nahrungsergänzungsmittel, deren Wirksamkeit jedoch nicht eindeutig belegt ist.
Wer alt, geschwächt oder von Vorerkrankungen betroffen ist, kann sich durch verschiedene Impfungen vor einer Lungenentzündung schützen. Es gibt zwar keinen speziellen Piks gegen die Pneumonie; allerdings wird zum Beispiel älteren Menschen die Impfung gegen Pneumokokken empfohlen. Diese sind einer der häufigsten Erreger der Lungenentzündung. Auch Kinder können vorbeugend gegen Pneumokokken geimpft werden.
Eine Alternative ist die Grippeschutzimpfung, die lediglich Personen ab 60 Jahren angeraten wird. Sie soll die Entstehung einer schweren Grippe verhindern, welche sich wiederum stark auf das Immunsystem auswirkt und den Weg oftmals für eine Lungenentzündung frei macht.