Prof. Dr. Dr. h.c. Reinhold Lang | Chefarzt
Dr. Thomas Waldenmaier | Chefarzt
Patienten, bei denen ein operativer Eingriff notwendig ist, haben in der Regel bereits einige Tage vor der Operation einen Termin mit einem Anästhesisten. In der sogenannten Prämedikationssprechstunde wird gemeinsam besprochen, welches Anästhesieverfahren angewendet werden soll. Dies ist abhängig von der Art des Eingriffs, der Krankengeschichte des Patienten und natürlich des aktuellen Gesundheitszustands.
INHALTSVERZEICHNIS
Während der Allgemeinanästhesie wird das Bewusstsein und Schmerzempfinden im gesamten Körper ausgeschaltet. Von Anfang bis zum Ende der Narkose befinden sich Patienten in einem tiefschlafähnlichen Zustand. Aber bereits wenige Minuten nach Ende der Operation können Patienten selbst wieder ausreichend atmen und sich mit dem Anästhesisten verständigen. Bis die Patienten wieder wach genug für Aktivitäten wie Lesen, Fernsehen und ähnliches sind, vergehen jedoch häufig mindestens eine, nicht selten mehrere Stunden.
In unserer Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin werden im Jahr 8000 Allgemeinnarkosen und Regionalanästhesien durchgeführt. Dabei legen wir besonderen Wert auf die bedarfsgerechte Narkoseführung. Durch moderne Narkoseverfahren in Kombination mit Regionalanästhesien ist die Nebenwirkungsrate von Narkoseüberhängen, Übelkeit und Erbrechen weitgehend eliminiert.
Regionalanästhesien setzen wir als zentrale (rückenmarksnahe) oder als auch periphere Nervenblockaden ein. Mit beiden Verfahren sorgen wir dafür, dass nur ein bestimmter regionaler Körperabschnitt vorübergehend gefühllos und damit schmerzfrei wird. Dies geschieht durch eine gezielte Blockade eines einzelnen Nervs oder eines Nervenbündels mit einem örtlichen Betäubungsmittel (Lokalanästhetikum). Beide Verfahren können als einmalige Injektion („single-shot“) mit begrenzter Wirkdauer oder als Katheterverfahren durchgeführt werden. Beim Katheterverfahren wird ein sehr dünner, nicht zu spürender Kunststoffschlauch durch eine Punktionskanüle eingeführt. Nach Entfernung der Punktionskanüle kann über diesen Katheter mittels einer Motorspritzenpumpe („Schmerzpumpe“) von außen ständig ein Lokalanästhetikum zugeführt werden, wodurch eine mehrtägige Schmerzarmut oder -freiheit erreicht werden kann.
Periphere Nervenblockaden können an vielen Stellen des Körpers durchgeführt werden, wie z.B. die Betäubung „nur“ der Schulter und eines Armes (sogenannte Plexus-brachialis-Anästhesie). Bei den zentralen Blockaden handelt es sich um die Spinalanästhesie, die Periduralanästhesie und die Kaudalanästhesie (Sonderform der Periduralanästhesie vorwiegend bei Kleinkindern), die im Bereich der Wirbelsäule rückenmarksnah angelegt werden (nicht ins Rückenmark). Sie führen je nach Punktionsort (Lendenwirbelsäule oder Brustwirbelsäule) zu einem schmerzfreien Abschnitt von Höhe des Bauchnabels abwärts bis zu den Zehen oder vom Brustkorb bis zum Becken.
Durch die Allgemeinanästhesie werden neben dem Bewusstsein und der Schmerzempfindung auch lebensnotwendige Reflexe wie Schluck- und Hustenreflexe ausgeschaltet. Es besteht daher die Gefahr, dass bei der Narkoseeinleitung Mageninhalt in den Rachenraum und von dort in die Luftröhre und dann in die Lunge gelangt. Dies kann eine schwere Lungenentzündung verursachen. Durch die Nüchternheit ist der Magen zur Operation fast leer und das Risiko für eine sogenannte Aspiration ist geringer. Bis 6 Stunden vor einem Eingriff darf ein Patient essen und bis 2 Stunden vorher klare Flüssigkeit trinken. Im Notfall werden auch nicht nüchterne Patienten narkotisiert.
Die modernen Medikamente lösen nur noch sehr selten postoperativ Übelkeit und Erbrechen aus. Dennoch können wir auch heute keine Garantie für ein Erwachen ohne Übelkeit geben. Die Häufigkeit und Ausprägung hängen von der individuellen Veranlagung und auch von der Operation ab. Bei bekannter Veranlagung oder bei früheren postoperativen Ereignissen können wir verschiedene Medikamente anwenden und mit Akupunktur die Symptome lindern.