Prof. Dr. Dr. h.c. Reinhold Lang | Chefarzt
Ein Reflux liegt vor, wenn Magensäure in die Speiseröhre aufsteigt und daraus Beschwerden oder organische Komplikationen entstehen. Die Erkrankung entsteht, wenn der Schließmuskel zwischen Magen und Speiseröhre nicht mehr richtig funktioniert. Möglicherweise ist außerdem die Beweglichkeit der Speiseröhre eingeschränkt. Das klassische Symptom für einen Reflux ist Sodbrennen, das zum Teil sehr intensiv und schmerzhaft ist, jedoch kann die Krankheit auch zu anderen Beschwerden führen. Ein Reflux sollte unbedingt behandelt werden, um hierdurch verursachte Beeinträchtigungen der Lebensqualität zu beenden und Folgeerkrankungen zu verhindern. Neben einer medikamentösen Therapie kommt vor allem bei schwerem Reflux auch eine Operation in Frage. Hausmittel, eine günstige Schlafposition und eine Änderung der Lebensweise können die Beschwerden lindern.
INHALTSVERZEICHNIS
Medizinisch korrekt wird der Reflux als gastroösophageale Refluxkrankheit (englisch: gastroesophageal reflux desease, GERD) bezeichnet. Der Begriff "gastroösophageal" bezieht sich darauf, dass durch das Krankheitsgeschehen der Magen und die Speiseröhre betroffen sind. Die Erkrankung wird in zwei unterschiedliche Varianten unterteilt. Durch eine nicht-erosive Refluxkrankheit (NERD) wird die Schleimhaut der Speiseröhre nicht geschädigt. Eine erosive Refluxkrankheit (ERD) zieht dagegen entzündliche Schleimhautreaktionen nach sich. Außerdem unterscheiden Mediziner zwischen einem primären und einem sekundären Reflux. Bei einem primären Reflux kann der Auslöser der Erkrankung nicht eindeutig ermittelt werden. Ein sekundärer Reflux ist deutlich seltener als die primäre Variante. Er wird durch andere gesundheitliche Störungen oder bekannte körperliche Veränderungen ausgelöst - beispielsweise macht er sich bei vielen Frauen in der Schwangerschaft bemerkbar.
Bei einem Reflux fließt Magensaft nach oben in die Speiseröhre. Neben Magensäure enthält er zahlreiche weitere Komponenten, zu denen unter anderem Verdauungsenzyme und Schleimstoffe gehören. Die Refluxbeschwerden werden durch die Magensäure ausgelöst - dabei handelt es sich um Salzsäure, die nötig ist, um die Nahrung für die weitere Verdauung vorzubereiten.
In den westlichen Industrieländern ist Reflux weit verbreitet. Medizinstatistiken belegen, dass bis zu 20 Prozent der erwachsenen Bevölkerung davon betroffen ist. Im Vergleich zu Männern entwickeln Frauen häufiger einen Reflux.
Die Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie bietet Ihnen ein breites diagnostisches und therapeutisches Spektrum. Im Bereich der Allgemein- und Viszeralchirurgie verfügen wir über vielfältige Behandlungsmöglichkeiten der inneren Organe (z.B. Galle, Leber, Magen, Milz, Darm und Thorax (Brustkorb)) und Weichteile. Durch die moderne Ausstattung der Klinik und die hohe Kompetenz der Mitarbeiter werden viele Operationen im minimal invasiven Verfahren (Schlüsselloch-Chirurgie) oder roboter-assistiert durchgeführt, welche eine schnelle Heilung unserer Patienten ermöglicht. Für alle Eingriffe stehen uns und damit Ihnen modernste Geräte und Instrumente zur Verfügung, seit 2020 auch der da Vinci Xi Roboter.
Die Klinik für Innere Medizin Schongau bietet das gesamte Spektrum internistischer Behandlungen an. Arbeitsschwerpunkte sind die Therapie von Erkrankungen des Verdauungstrakts (Gastroenterologie) und der Leber. Zudem ist unser Team spezialisiert auf Lungenerkrankungen (Pneumologie) und Nierenerkrankungen (Nephrologie) .
Neben dem Anspruch, immer die höchste medizinische Qualität zu garantieren, legen die Ärzte und Pflegekräfte großen Wert auf einen persönlichen Umgang mit den Patienten. Denn die langjährige Erfahrung zeigt, wie wichtig und heilungsfördernd ein enges, vertrauensvolles Verhältnis zwischen medizinischem Personal und Patient ist.
Die Refluxkrankheit greift vor allem die Speiseröhre (lateinisch: Ösophagus) an. Der dehnbare Muskelschlauch ist etwa 25 Zentimeter lang und befördert Nahrung und Flüssigkeiten durch Kontraktionen aktiv vom Rachen in den Magen. Eine gesunde Speiseröhre ist dehnbar, beweglich und innen mit einer intakten Schleimhaut ausgekleidet.
Damit Speiseröhre und Magen ihre Funktion erfüllen können, ist der Ösophagus mit einem komplizierten Verschlussmechanismus ausgestattet, an dem zwei Schließmuskeln - die sogenannten Sphinkter - und das Zwerchfell beteiligt sind. Der obere Schließmuskel der Speiseröhre sorgt im Zusammenwirken mit dem Kehlkopf dafür, dass beim Schlucken keine Nahrungsbestandteile eingeatmet werden, der untere Schließmuskel verhindert im gesunden Zustand, dass kein saurer Mageninhalt zurück in die Speiseröhre fließt. Vor allem die Funktion des unteren Schließmuskels lässt jedoch bei vielen Menschen im Lauf des Lebens nach. Die Erschlaffung dieses Muskels ist die häufigste Ursache für das Entstehen der Refluxkrankheit, da die Speiseröhre dann gegenüber dem Magen nicht mehr ausreichend abgedichtet ist. In anderen Fällen wird die Erkrankung durch Bewegungseinschränkungen der Speiseröhre verursacht, die ihre Selbstreinigungsfähigkeit herabsetzen, so dass die Magensäure für längere Zeit Kontakt mit der Speiseröhrenschleimhaut hat.
Begünstigt wird ein primärer Reflux durch einige weitere Faktoren:
Die Ursache der sekundären Refluxkrankheit ist eine Erhöhung des Drucks im Bauchraum durch anatomische Veränderungen. Übergewicht spielt für ihr Entstehen eine besonders prominente Rolle.
Starke Schmerzmittel, bestimmte Psychopharmaka und gefäßerweiternde Medikamente können durch ihre muskelentspannende Wirkung ebenfalls zum Auslöser eines Reflux werden.
Die wichtigsten Reflux-Symptome sind Sodbrennen, das im Liegen oder beim Bücken schlimmer wird, das Aufstoßen von Magensaft und Luft bis in den Mund und häufig auch Brennen oder ein Druckschmerz hinter dem Brustbein, der von den Betroffenen zum Teil mit Herzbeschwerden verwechselt wird. Solange nicht eindeutig feststeht, dass ein solcher Schmerz durch den Reflux verursacht wird, sollte eine umgehende ärztliche Abklärung erfolgen, um einen Herzinfarkt sicher auszuschließen.
Wichtig: Nicht jedes Sodbrennen oder Aufstoßen verweist auf einen Reflux. Entscheidend für die Bewertung solcher Symptome ist ihre Häufigkeit. Die meisten Reflux-Patienten leiden mindestens ein- bis zweimal wöchentlich darunter.
Grundsätzlich unterscheiden Mediziner von der Speiseröhre ausgehende (ösophageale) Reflux-Symptome und (extraösophageale) Beschwerden, die sich in anderen Körperregionen bemerkbar machen.
Zu den ösophagealen Reflux-Symptomen zählen:
Extraösophageale Reflux-Symptome sind:
Neben Refluxerkrankungen mit klassischen und deutlich ausgeprägten Symptomen gibt es auch den sogenannten stillen Reflux. Betroffene leiden dann beispielsweise unter ausgeprägten Gesundheitsstörungen im HNO-Bereich (Hals, Nase, Ohren), Atemwegsbeschwerden, Übelkeit und häufigen Infekten.
Die Diagnose eines Reflux beginnt mit einem ausführlichen Anamnesegespräch, bei dem der Arzt nach Reflux-Symptomen, bestehenden Vorerkrankungen der Speiseröhre und des Magens, regelmäßig eingenommenen Medikamenten sowie Aspekten der persönlichen Lebensweise (Kaffee- und Alkoholkonsum, Kaffee, Rauchen) fragt. Darauf folgt eine körperliche Untersuchung, die das Abhören des Brustkorbs sowie die Begutachtung von Mund und Rachen einschließt. Sicher diagnostiziert wird die Refluxkrankheit jedoch erst durch eine Magenspiegelung oder eine Langzeitmessung des pH-Wertes (Langzeit-pH-Metrie) über 24 Stunden.
Bei einer Magenspiegelung führt der Arzt in den oberen Verdauungstrakt eine Sonde (Endoskop) ein, die mit einer Kamera ausgestattet ist. Auf Wunsch des Patienten kann diese Untersuchung unter Narkose vorgenommen werden. Sie ermöglicht, durch den Reflux verursachte Schleimhautschädigungen festzustellen und im Magen nach möglichen Ursachen für die Erkrankung zu suchen. Von auffälligen Schleimhautarealen werden Proben genommen und durch einen Pathologen untersucht.
Dieses Diagnoseverfahren kommt vor allem dann zum Einsatz, wenn bei der Magenspiegelung keine Schleimhautveränderungen gefunden wurden. Für die Langzeitmessung des pH-Werts der Speiseröhre und des Magens wird eine mit einem Aufzeichnungsgerät versehene Sonde über Nase und Speiseröhre bis in den Magen vorgeschoben. Die Messung erfolgt über 24 Stunden. Der Patient führt über diesen Zeitraum Tagebuch über seine Mahlzeiten und Aktivitäten.
Die Refluxkrankheit kann gut behandelt werden. Veränderungen der Ernährung und des Lebensstils führen bei den meisten Betroffenen bereits zu einer deutlichen Linderung ihrer Beschwerden. Eine medikamentöse Behandlung ist bei 90 Prozent der Reflux-Patienten erfolgreich. Bei einem sehr stark ausgeprägten Reflux und schweren Krankheitsverläufen kommt auch eine Operation in Frage.
Für die medikamentöse Therapie des Reflux werden vor allem sogenannte Protonenpumpenhemmer mit den Wirkstoffen Omeprazol oder Pantoprazol eingesetzt. Sie sind sehr gut verträglich und unterdrücken durch einen speziellen Wirkungsmechanismus die Säureproduktion im Magen. In der Regel beginnt die Therapie mit einer hohen Dosis, die im weiteren Behandlungsverlauf reduziert wird. Bei vollständigem Absetzen dieser Medikamente treten bei 50 Prozent der Patienten allerdings wieder Reflux-Symptome auf.
In der Behandlung von Reflux kommt außerdem der Wirkstoff Domperidon zum Einsatz, der auf die Magenbewegungen einwirkt und damit den Abfluss überschüssiger Magensäure in den Dünndarm unterstützt.
Eine Operation wird nötig, wenn sich der Reflux in einem sehr fortgeschrittenen Stadium befindet und nicht auf eine medikamentöse Behandlung anspricht. Hierfür kommen verschiedene Operationstechniken in Frage - am häufigsten wird die sogenannte Fundoplicatio nach Nissen angewendet. Dabei wird aus dem oberen Bereich des Magens eine Manschette gebildet und um das untere Ende der Speiseröhre gelegt. Ihre Aufgabe besteht darin, den unteren Schließmuskel der Speiseröhre zu stabilisieren.
In unserem Krankenhaus kommt für Reflux-OPs neben klassischen chirurgischen Verfahren auch der Operationsroboter Da Vinci Xi zum Einsatz. Er ermöglicht einen minimalinvasiven Eingriff, der den Patienten nur in geringem Maß belastet.
Unterstützend wirken in der Reflux-Behandlung Veränderungen der Ernährung und der Lebensweise:
Sehr fettige, süße, sehr saure und scharf gewürzte Speisen sollten bei Reflux auf dem Speisezettel keine große Rolle spielen. Sinnvoll ist in der Ernährung bei Reflux auch, die Menge der verzehrten Kohlenhydrate zu reduzieren. Proteinreiche Lebensmittel wirken sich dagegen günstig auf den Verlauf der Krankheit aus: Proteine regen den Magen an, das Peptidhormon Gastrin zu produzieren, das unter anderem die Spannung des unteren Schließmuskels der Speiseröhre erhöht. Optimal in der Reflux-Ernährung ist, über den Tag mehrere kleine Mahlzeiten einzunehmen und bereits einige Zeit vor der Nachtruhe nichts mehr zu essen. Auf Alkohol und Nikotin sollte komplett verzichtet werden. Bei Kaffee kommt es darauf an, das richtige Maß zu finden.
Im Liegen ist es für die Magensäure besonders einfach, in die Speiseröhre aufzusteigen. Reflux-Patienten sollten daher mit leicht erhöhtem Oberkörper und möglichst auf der linken Seite schlafen. Der Ösophagus befindet sich auf der rechten Magenseite - in Linksseitenlage kann der Mageninhalt deshalb nicht zurück in die Speiseröhre fließen. Das Tragen von sehr engen Hosen erhöht den Druck im Bauchraum und fördert damit unmittelbar den Reflux.
Ein wirksames Hausmittel gegen Reflux ist Kamillentee - er wirkt entzündungshemmend und vermindert die Säureproduktion. Abzuraten ist dagegen von sogenannten Antazida wie beispielsweise Bullrich-Salz - zwar lindern sie akutes Sodbrennen, verstärken anschließend jedoch die Säureproduktion im Magen.
Wichtig in der Reflux-Therapie sind außerdem der Abbau von Übergewicht und Stress. Körperliche Bewegung und das Erlernen von Entspannungstechniken leisten hierzu einen wesentlichen Beitrag.
Insgesamt ist die Prognose der Refluxkrankheit günstig. Rund 60 Prozent der Patienten entwickeln einen nicht-erosiven Reflux, durch den das Gewebe der Speiseröhre nicht geschädigt wird. In der Regel spricht Reflux sehr gut auf eine medikamentöse Behandlung mit Protonenpumpenhemmern an.
Unbehandelt verläuft ein Reflux in den meisten Fällen gleichbleibend - das Ausmaß der Erkrankung verändert sich in 95 Prozent der Fälle über viele Jahre nicht. Allerdings kann mit den Reflux-Beschwerden eine deutliche Beeinträchtigung der Lebensqualität verbunden sein.
Die Behandlung eines Refluxes ist auch deshalb dringend anzuraten, da er bei wiederholtem Auftreten oder langer Krankheitsdauer zu unangenehmen und zum Teil gefährlichen Komplikationen führen kann. Mögliche Folgeerkrankungen bei Reflux sind:
Dieser Artikel ist sorgfältig und gewissenhaft erarbeitet worden. Dennoch enthält der Artikel nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Das Krankenhaus GmbH Landkreis Weilheim-Schongau kann für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den aufgeführten Informationen, Empfehlungen oder Hinweisen resultieren, keinerlei Haftung übernehmen. Ein Arztbesuch kann durch den Artikel nicht ersetzt werden. Bitte fragen Sie bei gesundheitlichen Problemen immer Ihren Arzt oder Apotheker um Rat. Einen persönlichen Termin mit einem unserer Mediziner können Sie hier vereinbaren.
Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass dieser Artikel keinen Anspruch auf Vollständigkeit hat. Der Artikel ist von einem Mediziner aus der Krankenhaus GmbH Landkreis Weilheim-Schongau geprüft worden. Sollten Sie Fragen oder Anregungen haben, wenden Sie sich bitte an i.berndt@kh-gmbh-ws.de.
Prof. Dr. Dr. h.c. med. Reinhold Lang ist ein waschechter Bayer, er wurde 1970 in München geboren und lebt bis heute mit seiner Familie und drei Kindern gut 20 Kilometer südlich von München. Außerhalb des Berufes engagierte er sich ehrenamtlich in der katholischen Jugendarbeit, der örtlichen Feuerwehr und im Gemeinderat. Hier finden Sie weiterführende Informationen zu Professor Lang.
Dr. Jochen Dresel, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am Krankenhaus Schongau und erfahrener Gastroenterologe, schätzt die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Spezialisten im Haus zum Wohle der Patienten. Dies beweist sich täglich im Gastroenterologischen Zentrum und Bauchzentrum, in welchem gemeinsam mit den Viszeralchirurgischen Kolleginnen und Kollegen die Krankheiten abgeklärt werden. Hier finden Sie weiterführende Informationen zu Dr. Dresel.
Veröffentlichung: 10. April 2021