Time is brain: Beim Schlaganfall zählt jede Minute. Eine schnelle Behandlung trägt dazu bei, die Folgen dieser schweren Erkrankung des Gehirns möglichst gering zu halten. Im Krankenhaus Weilheim ist eine professionelle Akutversorgung von Schlaganfällen seit 2021 möglich. Jetzt hat die Deutsche Schlaganfallgesellschaft die hohen Qualitätsstandards gewürdigt. Die Schlaganfall-Einheit in Weilheim wurde als „Telemedizinisch vernetzte Stroke Unit“ zertifiziert.
Die Stroke Unit in Weilheim arbeitet seit mehr als zwei Jahren eng mit dem Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München zusammen. Dabei werden die Ärzte in der Kreisstadt sowohl telemedizinisch als auch persönlich von den Schlaganfall-Profis aus München unterstützt. Die Zertifizierungsgesellschaft LGA Intercert attestierte den Teams beider Krankenhäuser ein sehr hohes Behandlungsniveau, da die anspruchsvollen Standards der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) sowie die Anforderungen der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe vollumfänglich erfüllt werden.
Pro Jahr werden etwa 500 Patienten mit der Verdachtsdiagnose Schlaganfall ins Krankenhaus Weilheim gebracht. „Entscheidend für eine erfolgreiche Behandlung ist unter anderem der Faktor Zeit“, sagt Prof. Dr. Andreas Knez, Leiter der Klinik für Innere Medizin Weilheim. Und weiter: „Um die Chance zu vergrößern, dass Patienten einen Schlaganfall ohne größere Beeinträchtigungen überstehen, ist eine sofortige und hochspezialisierte Behandlung ausschlaggebend.“
Vor diesem Hintergrund werden die Patienten auf der Stroke Unit in Weilheim von speziell ausgebildeten Fachkräften versorgt: Kardiologen arbeiten Hand in Hand mit Radiologen, Neurologen, spezialisierten Pflegefachkräften, Physiotherapeuten, Logopäden und Ergotherapeuten. In den vergangenen Jahren wurden klar definierte Abläufe erarbeitet und hohe Mindest-Standards wie zum Beispiel eine Rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeit spezialisierter Fachkräfte und die Bereitstellung modernster medizintechnischer Geräte vor Ort erfüllt.
„Unser gemeinsames Ziel ist es, Schlaganfallpatienten schnellst- und bestmöglich zu versorgen“, betont Dr. Silke Wunderlich, Leiterin der Stroke Unit am Klinikum rechts der Isar. Daher stimmen sich die beteiligten Ärzte aus Weilheim und München sehr eng hinsichtlich der Behandlung ab. „Mit Hilfe moderner Telemedizin können wir uns direkt am Patientenbett austauschen und so eine Akutbehandlung wie die sogenannte Lysetherapie einleiten“, erläutert Dr. Wunderlich. Sie ergänzt: „Wenn es erforderlich ist, kommen unsere Neuroradiologen nach Weilheim, um den Patienten persönlich mittels spezieller Katheter-Verfahren zu behandeln.“
Ihr Kollege, PD Dr. Christian Maegerlein, Oberarzt in der Abteilung für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie, erklärt: „Wenn bei einem Schlaganfall ein großes Gefäß im Gehirn verschlossen ist, muss mittels einer Katheter-Untersuchung das Gerinnsel aus dem Gehirn entfernt werden.“ Die Patienten müssen dank der Kooperation mit dem Klinikum rechts der Isar für den Eingriff aber nicht mehr, wie früher üblich, in ein überregionales Schlaganfall-Zentrum verlegt werden. Stattdessen bleiben sie vor Ort, und die Schlaganfall-Spezialisten des Uniklinikums kommen nach Weilheim.
„Durch dieses Vorgehen können lebensrettende Maßnahmen schneller eingeleitet werden“, macht Dr. Maegerlein deutlich. Dr. Wunderlich fügt hinzu: „Folgeschäden eines Schlaganfalls wie etwa Sprach- und Bewegungsstörungen kommen dadurch weniger häufig oder weniger ausgeprägt vor als bei Patienten, die zuerst zeitintensiv in ein überregionales Stroke-Zentrum verlegt werden müssen.“
Dass dieses Vorgehen tatsächlich zu einer Verbesserung der Heilungs- und Überlebensraten führt, konnte mit einer Studie nachgewiesen werden, die gemeinsam von den Ärzten aus München und Weilheim durchgeführt wurde. Die Ergebnisse wurden erst vor Kurzem auf einem der weltweit größten Herz-Kreislaufkongresse in Amsterdam vorgestellt.
Prof. Knez unterstreicht: „In naher Zukunft dürfen Schlaganfall-Patienten ausschließlich in zertifizierten Einheiten, so genannten Stroke Units, behandelt werden.“ Diese Anerkennung erhalten in der Regel nur große Kliniken, Spezialzentren oder Krankenhäuser in größeren Städten. Prof. Knez: „Die ländliche Bevölkerung hat dann meist das Nachsehen.“
Nicht so im Landkreis Weilheim-Schongau. Durch die Kooperation und die telemedizinische Anbindung an das Universitätsklinikum der Technischen Universität in München können die Bürger im Falle eines Schlaganfalls heimatnah auf medizinisch höchstem Niveau versorgt werden und profitieren von der Fachexpertise des Uniklinikums.