Rund ein Jahr gibt es in der Region Oberland mittlerweile das Pilotprojekt der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) für den Bereitschaftsdienst. Seit April 2016 betreibt die KVB Bereitschaftspraxen an den Kliniken in Schongau, Murnau und Garmisch-Partenkirchen. Diese Praxen sind die erste zentrale Anlaufstelle für Patienten, wenn diese außerhalb der üblichen Sprechstundenzeiten medizinischer Hilfe bedürfen. Zusätzlich gibt es neben den drei Bereitschaftspraxen einen von der KVB organisierten Fahrdienst, der die medizinisch notwendigen Hausbesuche in der Region durchführt.
Während der nun knapp einjährigen Pilotphase wurde von der KVB kontinuierlich evaluiert, inwiefern die Neustrukturierung des Bereitschaftsdienstes zu Verbesserungen für Patienten, Ärzte und die beteiligten Kliniken geführt hat. Die Ergebnisse dieser Evaluation liegen mittlerweile vor und sind durchweg positiv:
Von der Bevölkerung wurden die KVB-Bereitschaftspraxen gut angenommen. Insgesamt wurden dort von April bis Dezember 2016 rund 7.000 Patienten behandelt. Und damit sind die Kapazitäten noch längst nicht ausgelastet - es könnten sogar noch mehr Patienten zu den jeweiligen Öffnungszeiten in den Praxen ärztlich versorgt werden. Außerdem wurden rund 3.000 medizinisch notwendige Hausbesuche von April bis Dezember 2016 von den diensthabenden Ärzten durchgeführt.
Für die niedergelassenen Ärzte in der Region gab es seit der Neuorganisation spürbare Erleichterungen. So sank deren Dienstbelastung im Bereitschaftsdienst von ursprünglich durchschnittlich 313 Stunden auf nur noch durchschnittlich 80 Stunden jährlich. Durch die Reduzierung dieser Belastung soll die Attraktivität der Niederlassung in eigener Praxis gesteigert und damit insbesondere dem Ärztemangel auf dem Land vorgebeugt werden. Zusätzlich unterstützt werden die Niedergelassenen in der Pilotregion von sogenannten „Poolärzten“. Dies sind Ärzte, die selbst nicht niedergelassen sind und dadurch nicht zum Bereitschaftsdienst verpflichtet wären, aber diese Dienste freiwillig übernehmen und so dazu beitragen, die Last auf noch mehr Schultern zu verteilen. Insgesamt haben die „Poolärzte“ bisher durchschnittlich 35 Prozent der Dienststunden in der Region übernommen und somit die niedergelassenen Vertragsärzte deutlich entlastet. Durch das Pilotprojekt der KVB wurde auch die Sicherheit der Ärzte bei der Durchführung von Hausbesuchen erhöht. So müssen die Ärzte nicht mehr selbst am Steuer sitzen und können darüber hinaus von medizinisch geschulten Fahrern bei ihren Hausbesuchen unterstützt werden.
Für die beteiligten Kliniken haben sich durch die Gründung der KVB-Bereitschaftspraxen ebenfalls Vorteile ergeben. Aus Sicht des Klinikums Garmisch-Partenkirchen werden durch die Bereitschaftspraxis und Notaufnahme in unmittelbarer Nachbarschaft unnötige Doppeluntersuchungen und Wartezeiten vermieden. Das Kreiskrankenhaus Schongau äußert sich ebenfalls positiv zur Bereitschaftspraxis und lobt die gute Zusammenarbeit mit der KVB. Leichte Fälle können sofort an die KV-Praxis weitergeleitet werden und entlasten damit die Notaufnahme des Krankenhauses. Umgekehrt haben die Patienten den Vorteil, dass sie bei schwierigen Krankheitsbildern oder Notfällen sofort im Krankenhaus sind.
Zum Hintergrund: Der Ärztliche Bereitschaftsdienst in Bayern
In Bayern sind rund 23.000 Haus- und Fachärzte zum Bereitschaftsdienst verpflichtet. Der Ärztliche Bereitschaftsdienst ist nachts, an Wochenenden und Feiertagen für Patienten da, die nicht lebensbedrohlich erkrankt sind, deren Behandlung jedoch nicht bis zur nächsten regulären Sprechstunde warten kann. Ziel dieses Versorgungsangebotes ist in erster Linie, den Patienten so weit zu versorgen, dass er am nächsten Morgen oder zu Beginn der neuen Woche die reguläre Sprechstunde seines Hausarztes oder des entsprechend der Erkrankung erforderlichen Facharztes aufsuchen kann.
Ziel der KVB ist es, flächendeckend in ganz Bayern eine ambulante medizinische Versorgung auch abends und an Wochenenden und Feiertagen zu gewährleisten und zugleich die Dienstbelastung möglichst gleichmäßig unter den zum Dienst verpflichteten Haus- und Fachärzten zu verteilen.
Zum 1. Januar 2016 ist außerdem das Krankenhausstrukturgesetz (KHSG) in Kraft getreten. Dieses gibt vor, dass die Kassenärztlichen Vereinigungen Bereitschaftspraxen an Krankenhäusern nach Bedarfsgesichtspunkten einrichten sollen. Die KVB stellt sich dieser nun auch gesetzlich vorgegebenen Aufgabe. Bayernweit gibt es derzeit rund 80 Bereitschaftspraxen, die sich in der Regel an Kliniken befinden und die ohne Voranmeldung aufgesucht werden können. Die Zahl dieser Bereitschaftspraxen soll in den nächsten Jahren sukzessive auf etwa 110 steigen.
Die Öffnungszeiten der Bereitschaftspraxen sowie eine Anfahrtsbeschreibung sind stets aktuell auf der Internetseite www.bereitschaftsdienst-bayern.de zu finden. Telefonisch ist der Ärztliche Bereitschaftsdienst kostenlos und vorwahlfrei unter der bundesweit einheitlichen Telefonnummer 116 117 erreichbar.
Der Ärztliche Bereitschaftsdienst ist zu unterscheiden von der notärztlichen Versorgung. Bei lebensbedrohlichen Erkrankungen ist stets der Notarzt – unter der kostenfreien Rufnummer 112 – zu verständigen.
Öffnungszeiten der Bereitschaftspraxen:
KVB-Bereitschaftspraxis am Kreiskrankenhaus Schongau
Marie-Eberth-Straße 6
86956 Schongau
Montag, Dienstag, Donnerstag: 18-21 Uhr
Mittwoch, Freitag: 13-21 Uhr
Samstag, Sonntag, Feiertag: 9-21 Uhr
KVB-Bereitschaftspraxis am Klinikum Garmisch-Partenkirchen
Auenstraße 6
82467 Garmisch-Partenkirchen
Montag, Dienstag, Donnerstag: 18-21 Uhr
Mittwoch, Freitag: 13-21 Uhr
Samstag, Sonntag, Feiertag: 9-21 Uhr
KVB-Bereitschaftspraxis an der BG Unfallklinik Murnau
Prof.-Küntscher-Straße 8
82418 Murnau
Samstag, Sonntag, Feiertag: 9-21 Uhr
Ansprechpartner für die Medien:
Krankenhaus GmbH Weilheim-Schongau
Isa Berndt
Tel. 08861 / 215 – 661
E-Mail: i.berndt@kh-gmbh-ws.de
Klinikum Garmisch-Partenkirchen
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