Sichere Geburten
Um in Deutschland flächendeckend gute Bedingungen für gebärende Frauen anbieten zu können, fehlt es in der klinischen Geburtshilfe an qualifiziertem Personal – und das nicht erst seit gestern. Auch das Krankenhaus Schongau kämpft schon seit vielen Jahren dafür, die Geburtsklinik mit ausreichend medizinischem Fachpersonal auszustatten, damit Schwangere mit kompetenter medizinischer Betreuung sicher entbinden können.
Eine sichere Geburt bedeutet, dass schwangere Frauen in einer ruhigen, persönlichen und vertrauensvollen Atmosphäre entbinden können. Hier geht es vor allem um die Gewissheit, dass für sie und ihre Kinder in jeder Situation rechtzeitig kompetente medizinische Hilfe verfügbar ist, falls während der Geburt Komplikationen auftreten. Entscheidend ist dabei die Verfügbarkeit von verschiedenen Fachabteilungen.
Natürlich sind das in erster Linie Hebammen und Frauenärzte. Genauso wichtig sind aber auch die Pflegefachkräfte, die Mutter und Kind nach der Geburt betreuen und unterstützen, sowie andere medizinische Fachabteilungen. So sind beispielsweise Ärzte und Pflegefachkräfte der Anästhesie für Notfälle unentbehrlich – kein Kaiserschnitt geht ohne sie.
Treten Komplikationen auf, oder handelt es sich um Risiko-Schwangerschaften, dann sind noch viele andere Abteilungen erforderlich wie zum Beispiel die Kinderheilkunde. Die Verfügbarkeit all dieser Fachkräfte muss rund um die Uhr gewährleistet sein – 24 Stunden lang und an 365 Tagen im Jahr.
Eine Geburtsklinik, in der diese Rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeit von ausreichendem medizinischem Fachpersonal nicht sichergestellt werden kann, kann für werdende Mütter und ihre Babys eine große Gefahr werden. Deshalb müssen in jeder Geburtshilfe-Abteilung eine Infrastruktur und eine Personalstruktur vorhanden sein, die den Anspruch der Schwangeren an eine sichere Versorgung auch gewährleistet. Dabei ist die Kompetenz eines sehr umfangreichen interdisziplinären Teams unbedingt erforderlich.
Genau diese Voraussetzung ist aber in Schongau nicht mehr erfüllt. Daher mussten wir die Klinik für Geburtshilfe zum 1. Mai 2023 stilllegen. Wichtig zu wissen ist hier, dass eine Stilllegung nicht automatisch eine Schließung bedeutet, sondern nur, dass die Station nicht mehr aktiv betrieben wird. Das ist ein Unterschied.
Um die Stilllegung zu verhindern, haben wir uns jahrelang mit allen Mitteln darum bemüht, die Geburtsklinik zukunftssicher zu machen und damit zu erhalten. Leider haben wir wie viele andere Kliniken auch aufgrund des großen Fachkräftemangels in der Medizin und insbesondere in der Gynäkologie schon seit vielen Jahren ein akutes Personalproblem in der Geburtshilfe. Dieses hat sich durch aktuelle personelle Veränderungen so sehr verschärft, dass wir es aufgrund unserer Sorgfaltspflicht nicht mehr verantworten können, die Geburtsstation weiter zu betreiben. Denn es geht hier um die Sicherheit von werdenden Müttern und ihren Babys.
Trotz dieser äußerst schwierigen Rahmenbedingungen wird gerade geprüft, unter welchen Voraussetzungen eine sichere Geburtshilfe im Landkreis betrieben werden kann. Ziel muss es sein, genügend medizinisches Fachpersonal zur Verfügung zu haben, um Mutter und Kind kompetent betreuen zu können.
Die Entscheidung, die Klinik für Geburtshilfe stilllegen zu lassen, ist uns allen sehr schwergefallen und schmerzt uns alle sehr. Dennoch gibt es derzeit dafür leider keine Alternative. Denn es geht hier um den Schutz des Lebens und des Wohlergehens von Mutter und Kind.