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Tumorboard sichert optimale Behandlung von Darmkrebspatienten im Landkreis

Geschrieben von Petra Hunger | 13.03.2025

Darmkrebs gehört zu den häufigsten Krebsarten in Deutschland. Jedes Jahr erkranken 54.000 Menschen neu. 2022 waren laut dem bayerischen Krebsregister 77 Patienten im Landkreis Weilheim-Schongau von bösartigen Tumoren am Dick- und Enddarm betroffen. Im Krankenhaus Weilheim werden sie in enger Zusammenarbeit mit niedergelassenen Gastroenterologen, Onkologen und Strahlentherapeuten behandelt. Diese Kooperation zeichnet den Landkreis aus. Sie ist die wichtigste Anlaufstelle für Darmkrebspatienten in der Region.

Regelmäßig tagt ein Tumorboard, bestehend aus Ärzten verschiedener Fachrichtungen, das die bestmögliche Behandlung für den individuellen Patienten festlegt. „In der modernen Krebstherapie spielt das Tumorboard eine bedeutende Rolle bei der Diagnostik und Therapie“, macht Prof. Dr. Dr. Reinhold Lang, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie in Weilheim, deutlich.

Im Krankenhaus Weilheim setzt sich das Tumorboard aus Experten der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie, des Radiologischen Zentrums Weilheim, der Strahlentherapie am Krankenhaus Weilheim, der Schwerpunktpraxis für Hämatologie und Onkologie in Weilheim, der Onkologischen Praxis im MVZ Schongau, der Pathologie Starnberg MVZ GmbH und der Palliativmedizin zusammen. „Die interdisziplinäre Zusammenarbeit ermöglicht es uns, alle Aspekte der Erkrankung zu berücksichtigen und die optimale Therapie für jeden Patienten zu finden“, betont Dr. Jochen Dresel, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie in Weilheim.

Ein zentrales Ziel des Tumorboards ist die Entwicklung maßgeschneiderter Therapiepläne, die den spezifischen Bedürfnissen, dem Alter und dem aktuellen Gesundheitszustand des Patienten gerecht werden. Dies kann Operationen, Chemotherapien, Strahlentherapien oder innovative Behandlungsansätze umfassen. Dr. Gabert Heidrich vom Radiologischen Zentrum Weilheim erklärt: „Durch die Kombination unserer Fachkenntnisse in den Bereichen der Radiologie und der Nuklearmedizin, den Einsatz hochmoderner Geräte sowie künstlicher Intelligenz bei der Befundanalyse, insbesondere bei der Auswertung von Computertomographien und Kernspintomographien, können wir sicherstellen, dass unsere Patienten von den neuesten medizinischen Erkenntnissen profitieren.“

Steht ein Patient im Verdacht, einen Tumor am Darm zu haben, wird zunächst in der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie eine Spiegelung durchgeführt, um die Diagnose zu bestätigen oder zu entkräften. Hierfür steht hoch qualifiziertes Personal und modernste, KI-gestützte Technik zur Verfügung. Dr. Dresel: „Wir führen mehr als 1.000 Koloskopien pro Jahr durch. Damit können wir nicht nur sehr genau diagnostizieren, sondern wir tragen außerdem aktiv zur Prävention von Darmkrebs bei, indem wir Polypen abtragen.“

Der abgetragene Polyp wird in die Pathologie geschickt, wo überprüft wird, ob es sich um eine gut- oder bösartige Wucherung handelt. Die Ergebnisse der pathologischen Untersuchung entscheiden über den weiteren Verlauf der Behandlung. „Pathologen sind die Lotsen für den behandelnden Arzt und bilden die Schnittstelle zwischen Diagnostik und Behandlung“, sagt    Dr. Alexandra Dressler, Fachärztin für Pathologie bei der Pathologie Starnberg MVZ GmbH.

Eine ähnliche Funktion übernimmt die radiologische und nuklearmedizinische Diagnostik. Verlaufskontrollen des Tumors und eventuell vorhandener Metastasen sind ohne eine radiologische Bildgebung mit Verfahren wie etwa der Computertomographie (CT), Magnetresonanztomografie (MRT) und der Nuklearmedizin kaum möglich.

Wenn feststeht, dass es sich um bösartiges Gewebe handelt, muss dieses häufig operativ entfernt werden. Experte für Darmchirurgie ist Prof. Reinhold Lang. Gemeinsam mit seinem Team führt er regelmäßig Tumor-Operationen am Dickdarm, Enddarm und Mastdarm durch. Notwendige OPs werden überwiegend mit Hilfe des DaVinci-Roboters umgesetzt. „Natürlich ist der Patientenwunsch ausschlaggebend, aber insbesondere bei Enddarmkrebs kann man mit dem DaVinci am besten und genauesten operieren“, unterstreicht Prof. Lang.

Häufig muss der Patient vor und nach der Operation onkologisch behandelt werden. Die beiden onkologischen Praxen des Tumorboards in Weilheim und Schongau führen bei den Patienten unter anderem Chemo- und Immuntherapien sowie Bluttransfusionen durch.

Die Strahlentherapie Weilheim ist ebenfalls ein essenzieller Teil des Tumorboards und stellt – neben Chemotherapie und Operation – die dritte Säule moderner Krebstherapie dar. „Die Strahlentherapie wird vor allem dann eingesetzt, wenn der Enddarm betroffen ist – meist in Kombination mit einer Chemotherapie“, sagt Radioonkologin Dr. Michaela Riepl. Und weiter: „Sie reduziert das Risiko eines Wiederauftretens der Krebserkrankung nach der Operation und ist manchmal so wirksam, dass auf eine Operation verzichtet werden kann.“

Zudem ist der Palliativmedizinische Dienst rund um Dr. Esther Bureik Teil des Tumorboards. Dieser steht allen Patientinnen und Patienten zur Verfügung, die an einer fortgeschrittenen und lebensbegrenzenden Erkrankung leiden, so auch Tumorpatienten.

Die Ärzte des Tumorboards sind nicht nur untereinander vernetzt, sondern sie tauschen sich auch regelmäßig mit niedergelassenen Gastroenterologen und Endoskopikern aus. „Wir pflegen enge Kontakte zum Wohle der Patienten“, betont Prof. Lang. Dr. Dresel ergänzt: „Damit haben wir eine Plattform geschaffen, die die Behandlungsqualität deutlich verbessert und so die Überlebenschancen, aber auch die Lebensqualität, von Krebspatienten erhöht.“