Krankenhausreform wird die Patienten-Versorgung im Landkreis radikal verändern.
Ein Bundesausschuss unter Vorsitz von Gesundheitsminister Karl Lauterbach ermittelt seit Anfang Mai Vorschläge für eine umfassende Krankenhausreform. Nun wurden erste Ergebnisse bekannt: Demnach sollen die Länder künftig Obergrenzen für die Versorgung mit Krankenhäusern festlegen, um ein Überangebot zu vermeiden. Gleichzeitig fordern die Experten, die Ambulantisierung von Leistungen weiter voran zu treiben. Dies wird die Krankenhaus-Landschaft und die Patienten-Versorgung im Landkreis Weilheim-Schongau in den kommenden zehn Jahren radikal verändern.
„Die Krankenhausreform beweist das, was wir ohnehin schon wussten: Wir müssen agiler werden und uns den Herausforderungen der Zukunft stellen“, sagt Claus Rauschmeier, stellvertretender Geschäftsführer der Krankenhaus GmbH. Zahlreiche Entwicklungen und Veränderungen kämen in den kommenden zehn Jahren auf die Krankenhäuser zu. Dazu gehören laut Rauschmeier der Trend, ambulante Behandlungen stationären vorzuziehen, eine erweiterte Notfall-Medizin aufzubauen, ein umfassendes Qualitätsmanagement zu betreiben, Prozesse zu digitalisieren und die Krankenhaus-Struktur pandemiesicher zu gestalten. „Auch die Themen Nachhaltigkeit und Effizienz sind von großer Bedeutung“, erklärt Rauschmeier. Und ergänzt: „So wie wir aktuell im Landkreis aufgestellt sind, können wir dies alles kaum bewältigen.“
Gerda Hutter, Leitung Medizin-Controlling, macht deutlich, dass die doppelte Vorhaltestruktur mit einem Krankenhaus in Schongau und einem in Weilheim vor diesem Hintergrund ein großer Standort-Nachteil sei. Hutter: „Wir können weder beim Personal noch bei der Technik Synergien bilden. Dadurch wird unsere Leistungsfähigkeit gehemmt.“ Als Beispiel nennt Hutter die Notfallversorgung: „Wenn Sie wirklich einen Schlaganfall haben, dann müssen Sie eine Stroke-Unit nach den Leitlinien vorweisen. Dies erfordere eine erhebliche Personal-Ausstattung mit hohen Kosten. „In zwei kleinen Häusern ist das überhaupt nicht machbar.“
Daher ist es Rauschmeier zufolge wichtig, alles an einem zentralen Ort zu bündeln. So sei sichergestellt, dass der Patient schnell zu den Experten in den verschiedenen Abteilungen kommt, das Fachpersonal sich austauschen kann, ein hoher medizinischer Standard gewahrt wird und unnötige Verlegefahrten vermieden werden. „Wir brauchen die geballte Kompetenz unserer Ärzte gepaart mit innovativen Geräten an einem zentralen Ort. Schnellere Reaktionszeiten können Leben retten“, sagt Rauschmeier.
Im Bereich Chirurgie fordern die Ausschuss-Mitglieder ambulante Eingriffe, wo immer dies möglich ist. Aktuell werden 3.500 chirurgische Maßnahmen untersucht, die nach und nach nur noch ambulant durchgeführt werden sollen. Hält sich ein Krankenhaus nicht an diese Vorgabe, drohen exorbitante Erlös-Einbußen. „Wenn wir überleben wollen, müssen wir rechtzeitig die Weichen für die Zukunft stellen und Strukturen einführen, die uns ein ambulantes Setting ermöglichen“, macht Hutter deutlich. Rauschmeier fügt hinzu: „In zehn Jahren wird ohnehin ein großer Teil der geplanten Operationen ambulant durchgeführt – nicht weil die Politik es fordert, sondern weil der Patient es will.“ Hier spielen die Faktoren Vertrauen und das Vermeiden von unnötigen Wartezeiten eine große Rolle.
Die Vorteile einer ambulanten OP liegen für Dr. Rolland Rosniatowski, der seit Oktober 2021 im Krankenhaus Schongau eine Facharztpraxis für Viszeralchirurgie und Proktologie betreibt, klar auf der Hand: „Gute Versorgung richtet sich künftig nicht mehr danach, ob sie ambulant oder stationär erbracht wird. Entscheidend ist die Qualität der Behandlung, die Patientensicherheit und die Schmerzkontrolle nach der Operation.“ Im ambulanten Setting könnten Patienten Vertrauen aufbauen zum Facharzt: „Ein und derselbe Arzt stellt die Diagnose, klärt den Patienten über Chancen und Risiken auf, führt die Operation durch und macht die Nachsorge. Der gesamte Behandlungsablauf ist transparent und bleibt in einer Hand.“
Zudem seien ambulante Abläufe um einiges zeitsparender als stationäre. „Im Krankenhaus verbringt der Patient viel Zeit mit Warten. In der Ambulanz können wir die Wartezeit durch unsere planbaren Strukturen verkürzen.“
Bereits heute wird das Krankenhaus Schongau auch als Ambulantes OP-Zentrum genutzt. Künftig sollen die ambulante Chirurgie und die Kurzzeit-Chirurgie noch stärker etabliert werden.
Foto v.l.n.r. Claus Rauschmeier, stellvertretender Geschäftsführer der Krankenhaus GmbH, Dr. Rolland Rosniatowski, Facharzt für Viszeralchirurgie und Proktologie, und Gerda Hutter, Leitung Medizin-Controllling, informierten in einem Pressegepräch darüber, wie sich die Gesundheitsversorgung in den kommenden Jahren verändern wird.