Prof. Dr. Dr. h.c. Reinhold Lang | Chefarzt
Schlägt der natürliche Herzschlag nicht mehr im richtigen Rhythmus, macht sich das für die betroffenen Menschen bei vielen Gelegenheiten im Alltag unangenehm bemerkbar. Ein kleines technisches Gerät in der Größe zweier aufeinanderliegender 2-Euro-Münzen, der Herzschrittmacher, schafft hierbei Abhilfe und gibt dem Herzen den richtigen Takt zurück. Die ersten Herzschrittmacher wurden bereits vor über 60 Jahren implantiert. Heute werden pro Jahr etwa 80.000 Schrittmacher eingesetzt. Ein Herzschrittmacher besteht aus einem Generator und den Sonden, die im Herz verankert werden. Die Implantation des Generators erfolgt über eine kleine chirurgische Operation unter der Haut. Wie dieser Eingriff abläuft, wie lange ein Herzschrittmacher hält und welche Risiken die Therapie mit sich bringt, erfahren Sie in diesem Beitrag.
INHALTSVERZEICHNIS
Ein Herzschrittmacher ist ein elektrisches Therapie-Gerät, das Patienten implantiert wird, um Herzrhythmusstörungen zu behandeln. Durch die Unterstützung des kleinen Geräts kann ein erkranktes Herz wieder im richtigen Takt schlagen. Dabei erkennt der Herzschrittmacher selbständig die Herzaktion.
Ein Herzschrittmacher besteht im Wesentlichen aus zwei Untereinheiten:
Die Elektroden stellen sicher, dass Ströme am Herzen gemessen werden. Sie leiten die Impulse weiter, die der Herzschrittmacher immer dann abgibt, wenn das Herz selbst nicht zu schlagen beginnt. Schlägt das erkrankte Herz selbständig, wird die Impulsabgabe unterdrückt.
Die Funktion des Herzschrittmachers ist also so gesteuert, dass das Gerät nur dann arbeitet, wenn es muss. Der Herzschrittmacher nimmt sich hingegen zurück, wenn der eigentliche Herzrhythmus des Patienten, also der eigene Herzschlag, dominiert und führt.
Bereits seit 2007 ist in das Krankenhaus Weilheim-Schongau ein Herzkatheterlabor der neuesten Generation integriert. Mit jährlich etwa 1.200 diagnostischen Herzkatheteruntersuchungen und etwa 550 Interventionen empfiehlt sich das Krankenhaus als der Spezialist für Kardiologie und den Spezialbereich Herzkatheter. Das Krankenhaus Weilheim ist Lehrkrankenhaus der TU München.
Die Klinik für Innere Medizin Weilheim wird von dem Chefarzt Prof. Dr. Andreas Knez geleitet, der maßgeblich am Aufbau des Herzkatheterlabors beteiligt war.
Chefarzt | Klinik für Innere Medizin/Kardiologie Weilheim
Die Herzschrittmacher-Implantation wird in örtlicher Betäubung durchgeführt. Eine Vollnarkose ist für den Eingriff nicht erforderlich, sodass die Patienten während des gesamten Eingriffs bei Bewusstsein bleiben. Die typische Lage des Herzschrittmacher-Aggregates befindet sich unterhalb des Schlüsselbeins. Die Implantation des Herzschrittmachers erfordert einen zeitlichen Aufwand von lediglich etwa 30 bis 45 Minuten.
Am Anfang des Eingriffs steht ein Hauteinschnitt, um einen venösen Zugang zum Herzen zu finden. Natürlich wird das betreffende Hautareal zuvor gründlich desinfiziert und anschließend steril abgedeckt. Die Elektroden werden danach unter Röntgenkontrolle am Herzen positioniert und eingeschraubt, damit sie nicht verrutschen. Zudem werden sie elektrisch gemessen, sodass die Eigenschaften des Schrittmachers vollumfänglich zum Tragen kommen.
Nach der Operation wird in der Regel für den Zeitraum von einer Woche ein Pflasterverband angelegt. Der Patient ist sofort nach der Operation mobil und muss keine Bettruhe einhalten. Er sollte allerdings den Arm in den ersten sieben Tagen nach der Operation schonen, damit das System gut einheilen kann. Zudem wird dem Patienten abgeraten, in den Wochen nach der OP schwimmen zu gehen – während duschen mit einem wasserdichten Pflaster durchaus möglich ist.
Das Setzen eines Herzschrittmachers zieht eine lebenslange Therapie nach sich. Denn ein implantierter Schrittmacher bedarf in der Regel auch einer Fortführung der Therapie: Ist die eingesetzte Lithium-Batterie verbraucht, muss der Herzschrittmacher über einen kleinen chirurgischen Eingriff ausgetauscht werden.
Früher hatten Schrittmacher-Batterien in der Regel nur eine Haltbarkeitsdauer von drei bis vier Jahren. Mittlerweile sind durch die fortgeschrittene Batterietechnologie Akkulaufzeiten in den Schrittmacher-Aggregaten von bis zu 15 Jahren durchaus üblich. Nach etwa 15 Jahren Schrittmacher-Therapie wird in einer kurzen Operation das Aggregat von den Schrittmacher-Elektroden gelöst. Anschließend wird ein neues Aggregat auf die verbleibenden Elektroden gesetzt. Die Haut wird zugenäht, und damit ist die Therapie für weitere zehn bis 15 Jahre wieder sichergestellt.
Es gibt somit Patienten, die durchaus im Laufe eines langen Lebens bis zu zehn Schrittmacher-Aggregate problemlos in sich getragen haben.
Die Risiken bei einer Herzschrittmacher-Therapie unterscheiden sich zwischen dem akuten Risiko, das durch den operativen Eingriff bedingt ist, und einem bestehenden Langzeit-Risiko.
Das Akutrisiko besteht bei jedem operativen Eingriff grundsätzlich immer in Form von Nachblutungen, Wundheilungsstörungen oder auch Infektionen im Bereich des Operationsgebiets.
Diese Komplikationen sind allerdings sehr gut beherrschbar und werden prophylaktisch minimiert durch:
Die Langzeitrisiken ergeben sich durch das Vorhandensein eines Fremdobjekts im eigenen Körper, das wiederum eine bakterielle Besiedlung verursachen kann. Jeder Mensch hat im Laufe seines Lebens immer mal wieder Bakterien im Blut. Diese Bakterien können sich unter Umständen am Schrittmacher-Elektroden-System festsetzen und eine entsprechende Entzündung auch noch nach vielen Jahren verursachen. Dieses Risiko ist letztendlich aber durch allgemeine Hygienemaßnahmen bei diagnostischen und therapeutischen Eingriffen deutlich reduzierbar.
Die Nachsorge eines Herzschrittmacher-Systems erfolgt im Normalfall durch einen Kardiologen, der den Patienten im Laufe seines weiteren Lebens betreut. In der Regel ist eine Schrittmacher-Routinekontrolluntersuchung alle sechs bis zwölf Monate angezeigt.
Bei dieser Nachsorge werden die entsprechenden Elektroden-Parameter abgefragt, zum Beispiel:
Diese Parameter werden mit den Vorwerten verglichen und bei Bedarf entsprechend modifiziert. Genauso kann auch im Rahmen einer Nachsorge die untere Herzfrequenz, die sich einstellen lässt, angepasst werden.
Es gibt Patienten, die unter Schlafstörungen leiden, wenn ihr Herz nachts mit 60 Schlägen pro Minute taktet. In diesen Fällen besteht die Möglichkeit, die Schrittmacher-Interventionsfrequenz für die Patienten herabzusetzen. Die Einsatzfrequenz lässt sich dann beispielsweise auf 45 oder 50 Schläge pro Minute reduzieren, um den betroffenen Patienten so einen besseren und damit erholsameren Schlaf zu ermöglichen.
Ein Herzschrittmacher ist weitgehend abgeschirmt und damit frei vom Einfluss elektronischer Geräte. Dennoch sollten Arbeiten mit vibrierenden Maschinen oder mit Geräten, bei denen starke elektronische Felder zur Anwendung kommen, von den betroffenen Patienten nur nach Rücksprache mit dem Arzt ausgeführt werden. Die Nutzung von Mobiltelefonen ist hingegen auch mit einem implantierten Herzschrittmacher problemlos möglich. Es gilt aber zu bedenken, dass bestimmte medizinische Bestrahlungsgeräte oder auch der Magnet-Resonanz-Tomograph bei Trägern von Herzschrittmachern nicht eingesetzt werden können.
Die Nachsorge der Herzschrittmacher-Implantation ist eine reine Routine-Kontrolluntersuchung, die in der Regel lediglich zehn bis 15 Minuten Zeit in Anspruch nimmt. Sie ist nicht schmerzhaft und der Patient kann dabei sogar angezogen bleiben, da die Abfrage über Funk stattfindet und somit auch durch die Kleidung hindurchgeht.
Natürlich muss jeder behandelnde Arzt bei der Schrittmacher-Kontrolle trotzdem einmal die Operationsstelle sorgfältig in Augenschein nehmen, um eventuelle Langzeit-Infektionskomplikationen erkennen beziehungsweise ausschließen zu können.