Prof. Dr. Dr. h.c. Reinhold Lang | Chefarzt
Die paarweise im menschlichen Körper angelegten Nieren erfüllen wichtige Funktionen - beispielsweise rund um die Entgiftung. Obwohl man auch mit nur einer Niere leben kann, sind Nierenkrankheiten ernst zu nehmen und beginnen teilweise schleichend. Ein regelmäßiger Check-Up der Nierenwerte ist daher sehr wichtig. Die häufigsten Erkrankungen sind die akute oder chronische Niereninsuffizienz, eine Nierenbeckenentzündung oder Nierensteine. Diese stellen wir samt Ursachen, Symptomen und Behandlungsoptionen in unserem Ratgeber vor.
Weiterhin möchten wir über Möglichkeiten zum Schutz und zur Stärkung der Nieren und ihrer Funktion informieren. Ein gesunder Lebensstil ist der erste Schritt, um die Nieren hoffentlich langfristig gesund halten zu können.
INHALTSVERZEICHNIS:
Die Nieren im menschlichen Körper sind paarweise angelegt, links und rechts der Wirbelsäule befindet sich jeweils eine Niere. Die etwa je 150 Gramm wiegenden Organe sind rund zwölf Zentimeter lang und circa sechs Zentimeter breit. Die linke Niere liegt etwas höher im Körper als die rechte; beide befinden sich aber etwa auf der Höhe der elften bis zwölften Rippe.
Die Form einer Niere ähnelt optisch einer gebogenen Bohne. Nierenarterien führen in das Organ hinein, der Harnleiter wieder hinaus. Am oberen Pol einer Niere liegt die Nebenniere, die jedoch eine völlig andere Funktion als die Niere selbst hat.
Die Funktion der Niere ist die Entgiftung und Entwässerung des Körpers. Über die Blutgefäße innerhalb einzelner, so genannter „Nierenkörperchen“ werden bestimmte Stoffe gefiltert. Schadstoffe und Endprodukte, die den Stoffwechsel durchlaufen haben, werden von den Nieren über den Urin ausgeschieden.
Auch die Herstellung von Hormonen, die zur Bildung roter Blutkörperchen anregen, sowie die Regulierung des Wasserhaushalts im menschlichen Körper fallen in den „Zuständigkeitsbereich“ der Nieren. Außerdem hat das Organ eine wichtige Rolle bei der Einstellung des Blutdrucks.
Bei einer gestörten Nierenfunktion können akute oder chronische Nierenkrankheiten eintreten. Typische Vergiftungserscheinungen wie Übelkeit sind als Symptome wahrscheinlicher als Schmerzen der Niere.
Wird lediglich eine Niere stark in Mitleidenschaft gezogen oder fällt sogar komplett aus, ist es trotzdem möglich, dass der Betroffene ohne Beschwerden weiterlebt und die Funktionsstörung nicht bemerkt. Denn obwohl die Nieren paarweise vorhanden sind, kann auch eine voll funktionstüchtige Niere für den Körper ausreichen.
Nachfolgend stellen wir einige Nierenkrankheiten vor:
Die akute Niereninsuffizienz wird auch als "akutes Nierenversagen" bezeichnet. Innerhalb kürzester Zeit, meist maximal binnen weniger Tage, nimmt die Funktion der Niere bei dem Krankheitsbild stark ab. Der Grund ist eine Schädigung des Nierengewebes. Typische Ursachen sind Entzündungen und Infektionen oder Operationen, die einen enormen Flüssigkeitsverlust nach sich gezogen haben. Auch größere Nierensteine können zu einer akuten Niereninsuffizienz führen.
Im Anfangsstadium macht die akute Niereninsuffizienz keine Beschwerden. In einer späteren Phase kommen Muskelschwäche, die Entstehung von Ödemen, Bluthochdruck oder Herzrhythmusstörungen als Symptom in Frage. Schmerzen der Niere sind unwahrscheinlicher.
Durch die scheinbar unzusammenhängenden Beschwerden - Ödeme können infolge einer Niereninsuffizienz etwa an völlig anderen Körperstellen als im Nierenbereich auftreten - ist eine Diagnose schwierig. Für die erfolgreiche Behandlung ist eine frühzeitige Feststellung der Niereninsuffizienz aber sehr wichtig. Setzt die Therapie rechtzeitig ein, erholen sich die meisten Patienten spätestens nach einiger Zeit wieder komplett. Unbehandelt kann das Nierenversagen sogar tödlich enden oder einen chronischen Verlauf nehmen.
Bei einem chronischen Verlauf der Niereninsuffizienz nimmt die Funktion der Niere nicht plötzlich, sondern langsam und stetig ab. Die Ursache sind meist Krankheiten wie Diabetes mellitus oder Bluthochdruck. Da generell die Anzahl der Betroffenen dieser Erkrankungen stark ansteigt, zeigen sich auch Fälle von chronischem Nierenversagen häufiger als früher.
Unspezifische Symptome wie Müdigkeit und häufiges Urinieren mit sehr hellem Urin sind die ersten Anzeichen der Nierenkrankheit. Später können Bluthochdruck, Juckreiz, Knochenschmerzen und Magen-Darm-Beschwerden (z.B. Durchfall, Übelkeit, Erbrechen) auftreten. Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz scheiden überdies ab einem gewissen Stadium der Erkrankung nur noch wenig Urin aus.
Unbehandelt führt die Niereninsuffizienz zu Ödemen an verschiedenen Körperstellen und Blutarmut. Eine gezielte Behandlung ist nötig, um das Nierenversagen zu stoppen. Im Anfangsstadium können Medikamente helfen, damit die Nieren weiterhin ihre Aufgaben erfüllen. In einem späteren Stadium ist eventuell eine Dialyse erforderlich. Dabei handelt es sich um eine Blutwäsche, welche die natürliche Funktion der Niere ersetzt. Diese muss in der Regel mehrmals pro Woche jeweils für mehrere Stunden erfolgen. Eine Alternative bildet bei starken Niereneinschränkungen oft nur die Transplantation durch eine Spenderniere.
Die Nierenbeckenentzündung beruht meist auf einem bakteriellen Infekt. Dieser entwickelt sich in einigen Fällen zunächst durch eine Schmierinfektion, die zu einer Blasenentzündung und schlussendlich zu einer Nierenbeckenentzündung führt. Menschen mit einem schwachen Immunsystem sind von diesem Verlauf besonders bedroht. Zudem sind häufig Frauen von der Nierenkrankheit betroffen.
Zu den Symptomen der Nierenbeckenentzündung gehören:
Die Behandlung basiert auf einer Therapie mit Antibiotika. Die Medikamente können in der Regel zu Hause eingenommen werden, eine stationäre Behandlung ist meist nicht erforderlich. Akute Erkrankungen heilen nach der erfolgreichen Therapie oft komplikationslos aus. Chronische Varianten der Entzündung lassen diese hingegen immer wieder neu entstehen. Beschwerden wie Gewichtsverlust, Kopf- und Rückenschmerzen sind typische Symptome während der Schübe.
Nierensteine bilden sich aus Stoffen, die sich normalerweise im Urin auflösen - meistens in nur einer der beiden Nieren. Es handelt sich je nach Krankheitsausprägung um wenige Millimeter bis mehrere Zentimeter große, feste Gebilde. Als Ursache wird die Zusammensetzung des Urins eines Menschen gesehen. Diese wird wiederum von Faktoren wie der Flüssigkeitsaufnahme, der regelmäßigen Bewegung und der Art der Ernährung beeinflusst. Während kleine Nierensteine meist unbemerkt bleiben und komplikationslos mit dem Harn ausgeschieden werden, können größere starke Beschwerden auslösen.
Zu den Symptomen großer Nierensteine, die im Harnleiter stecken bleiben oder sich in der Nähe des selbigen befinden, gehören in erster Linie krampfartige Schmerzen im Bereich der Niere oder des Unterbauchs. Wird die Wand des Harnleiters durch einen Nierenstein verletzt, können zudem Blutungen auftreten, die in schweren Fällen den Urin erkennbar rötlich einfärben.
Die Behandlung richtet sich nach der genauen Art der Nierensteine. Die so genannten "Harnsäuresteine" lassen sich oft medikamentös behandeln. Unterstützend zur Bekämpfung der Nierensteine sollte viel Flüssigkeit zu sich genommen werden. Andere Nierensteine erfordern hingegen eine operative Entfernung oder werden gezielt zertrümmert.
Nierenkrebs ist eine sehr seltene Form der Krebserkrankung und betrifft vorwiegend ältere Menschen. Es gibt keine eindeutigen Ursachen, aber Faktoren, die eine Tumorentstehung in der Niere begünstigen sollen. Dazu gehören:
Unspezifische Symptome wie Müdigkeit, aber auch Schmerzen im Rücken können für einen Tumor sprechen - natürlich aber ebenso für viele andere Erkrankungen. Da überrascht es nicht, dass viele Diagnosen erst sehr spät oder nur per Zufall (z.B. während eines Schwangerschaftsultraschalls) erfolgen.
Kleine Tumore werden in der Regel operativ entfernt. Oft ist es für diese Art der Behandlung aber zu spät, denn: Da die Niere so gut durchblutet wird, birgt ein Karzinom in dem Organ das Risiko einer schnellen Streuung im Körper. Dann wäre nicht nur der Nierentumor, sondern auch seine Metastasen dringend behandlungsbedürftig.
Die Klinik für Innere Medizin Schongau bietet das gesamte Spektrum internistischer Behandlungen an. Arbeitsschwerpunkte sind die Therapie von Erkrankungen des Verdauungstrakts (Gastroenterologie) und der Leber. Zudem ist unser Team spezialisiert auf Lungenerkrankungen (Pneumologie).
Neben dem Anspruch, immer die höchste medizinische Qualität zu garantieren, legen die Ärzte und Pflegekräfte großen Wert auf einen persönlichen Umgang mit den Patienten. Denn die langjährige Erfahrung zeigt, wie wichtig und heilungsfördernd ein enges, vertrauensvolles Verhältnis zwischen medizinischem Personal und Patient ist.
Viele Nierenkrankheiten machen sich leider zunächst gar nicht bemerkbar. Zudem können Menschen, die eine voll funktionstüchtige Niere haben und lediglich über Einschränkungen der Funktion der anderen Niere verfügen, gut damit weiterleben. Erst, wenn sich Giftstoffe zunehmend (z. B. durch eine Niereninsuffizienz) im Körper sammeln und der Säure-Basen-Haushalt gestört wird, zeigen sich Warnsignale der Niere.
Zu diesen gehören scheinbar unzusammenhängende Beschwerden wie:
Auch Magen-Darm-Probleme treten manchmal als Warnsignale der Niere in Erscheinung. Dass die Niere selbst Schmerzen verursacht, ist vergleichsweise selten.
Nierenkrankheiten können durch verschiedene Risikofaktoren begünstigt werden. Dazu zählen Bewegungsmangel und Übergewicht, das häufig gemeinsam mit Diabetes mellitus oder Bluthochdruck auftritt. Diese beiden Erkrankungen sind ihrerseits mögliche Risiken in Hinblick auf die Entwicklung einer Nierenkrankheit.
Zudem gehören ein ausgeprägter Alkohol- und/oder Medikamentenkonsum zu den Gefahren für die Niere. Schmerzmittel sollten nie länger als in der Packungsbeilage angegeben eingenommen werden. Auch die Dosierung sollte nicht überschritten werden - wenn, dann nur nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt.
Um die Funktion der Niere zu fördern, gilt eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme als die wichtige Basis. Wer ausreichend trinkt, kann die Nierentätigkeit anregen und unterstützen. Mit der Flüssigkeitsaufnahme sind jedoch keine zuckerhaltigen Softdrinks oder gar Alkohol, sondern Wasser und zum Beispiel zuckerfreie Tees und Säfte gemeint.
Auch in puncto Ernährung gilt: Ungesunde Lebensmittel können der Niere schaden. Statt fettreicher Mahlzeiten empfiehlt sich ein ausgewogener Speiseplan mit viel Obst und Gemüse. Pluspunkt: Diese Art der Ernährung kann auch Übergewicht reduzieren oder von vorneherein vermeiden.
Ein wiederkehrender Gesundheits-Check-Up beim Arzt ist eine ergänzende Methode, um die Nierenfunktion im Blick zu behalten. Der Check-Up mit der Überprüfung der Nierenwerte sollte etwa alle drei Jahre erfolgen. So können Nierenkrankheiten meist auch ohne Symptome rechtzeitig aufgedeckt werden.
https://www.netdoktor.de/krankheiten/niereninsuffizienz/akutes-nierenversagen/
https://www.onmeda.de/krankheiten/akutes_nierenversagen.html
https://www.netdoktor.de/krankheiten/niereninsuffizienz/
https://www.netdoktor.de/krankheiten/niereninsuffizienz/nierenversagen-symptome/
https://www.gesundheitsinformation.de/dialyse-bei-chronischer-nierenerkrankung.html
https://www.onmeda.de/krankheiten/nierenbeckenentzuendung.html
https://www.onmeda.de/krankheiten/nierensteine.html